"Integrations-Motoren" Bildung und Arbeit

Für ein gutes, integriertes Zusammenleben in Österreich bedarf es einiger neuer Ansätze. Mehr Gewicht für Deutsch-Kenntnisse und Bildung, mehr Akzente bei der beruflichen Qualifikation und im Arbeitsmarkt. Das schlagen die Experten des Integrationsbeirats vor, allen voran ihr Vorsitzender Heinz Fassmann.

Schüler laufen

(c) Schlager, APA

Morgenjournal, 6.8.2013

Verpflichtendes Bildungsniveau

Bildung und Arbeit sind die "zentralen Motoren" für eine guten Integration, sagt Heinz Fassmann, Leiter des Expertenrats für Integration. Bei der Bildung sollte möglichst früh begonnen werden, sagt Fassmann. Unbedingte müsse Deutsch gelernt werden, wenn notwendig auch in zwei verpflichtenden Kindergarten-Jahren, damit es in der Schule keine Startnachteile gebe. Eine Verpflichtung für ein generelles Bildungsniveau sollte es auch in der Schule geben, das bloße Absitzen von Schuljahren in der Klasse sei zu wenig, so Fassmann. "Am Ende muss ein Mindestmaß an Kompetenzen stehen."

Kompetenzen anerkennen

Beim Schlüsselbereich Arbeit sollen künftig im Ausland erworbene Qualifikationen leichter anerkennt werden, aber nicht von traditionellen Berufen, wie es nun schon der Fall sei. Es gehe auch um die Anerkennung von Qualifikationen, die "nicht formell oder formal sind". Das Beispiel Fassmanns: Wenn jemand ein guter Dachdecker ist, es in seinem Herkunftsland aber keine Dachdecker-Lehre gibt, ist er in Österreich kein Dachdecker-Meister, obwohl er es von der Kompetenz her könnte.

Mehr Frauen in Jobs

Heinz Fassmann will aber auch einen Schwerpunkt für zugewanderte Frauen setzen. Durch mehr und eine bessere Kinderbetreuung soll ihnen der Einstieg in die Arbeit leichter gemacht werden. "Diese Infrastrukturen müssen im Sinne einer vorschulischen Bildung ausgebaut werden und Akzeptanz finden." Als Vorbild nennt Fassmann Frankreich. Ob die ÖVP mit dieser Linie - mehr Kinderbetreuungsplätze und mehr Frauen in die Arbeit - Freude hat, das sei nicht seine Sorge, so Fassmann, Im gehe es darum, was gut für Österreich wäre, die Parteien mögen sich dann dieser Standpunkte annehmen oder auch nicht.

Frage von Generationen

Der Leiter des Integrationsbeirats sagt, Integration sei ein länger dauernder Prozess, der Generationen und Jahrzehnte dauere, deshalb mahnt er zu Geduld. Für die künftige Politik wünscht sich Heinz Fassmann, dass es auch in der nächsten Regierung die Funktion eines Integrations-Staatssekretariats geben soll - "ein Gesicht und eine Telefonnummer für Integrationspolitik".