Genug Nahrung für 9,5 Millionen?

9,5 Milliarden Menschen müssen laut UNO-Prognose im Jahr 2050 ernährt werden. Dazu müssten 60 Prozent mehr Nahrungsmittel produziert werden als heute. Mehr Dünger, mehr Flächen, andere Ernährungsweisen seien notwendig, sagt Josef Schmidhuber, Wirtschaftsexperte der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO).

Mittagsjournal, 14.8.2013

Mit dem Statistik-Direktor der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO), Josef Schmidhuber, sprach am Rande des Europäischen Forum Alpbach

Potenzial in Entwicklungsländern

Die zusätzlichen Nahrungsmittel müssten vorwiegend aus höherer Produktivität kommen, das bedeute eine höhere Nutzungsintensität der Flächen und höhere Erträge, sagt Schmidhuber. In den entwickelten Ländern sei man da aber schon an den Ertragsgrenzen angekommen, Lücken gebe es noch in den Entwicklungsländern, die man mit besserer Infrastruktur und Management schließen könnte. Dann reiche das Ertragspotenzial aus, auch um 9,5 Milliarden Menschen zu ernähren.

Mehr Fettleibige

Die FAO geht davon aus, dass künftig weniger Menschen Hunger leiden werden - heute sind es weltweit mehr als 850 Millionen. Gleichzeitig wird laut Prognosen aber die Zahl der Übergewichtigen steigen. Das Problem der Fettleibigkeit sei nicht mehr auf ie OECD beschränkt, sondern erfasse auch Mexiko, den Nahen Osten und Nordafrika. In diesen Staaten fehle aber mitunter für die breite Masse medizinische Versorgung, die bei übergewichtbedingten Krankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen notwendig sein kann, so der FAO-Experte.

Die Medizin rät seit Jahren, weniger Fleisch zu essen. Auch die Klimaforschung mahnt zu mehr Gemüse, Getreide und Obst, da ja Vieh klimaschädigendes CO2 und Methan verursacht. Dazu meint Schmidhuber, dass bei uns wahrscheinlich Fleisch zu billig ist - angesichts der hohen Umwelt- und Futtermittelkosten, die im Fleischpreis nicht ausreichend enthalten seien.

Geflügel statt Stammzellen

Stichwort Kosten: Vor kurzem wurde der erste Burger aus Stammzellen vorgestellt - das hält der Fachmann der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft übrigens für keine Lösung, um den Hunger auf der Welt zu stillen. Die Methode sei schlichtweg zu teuer. Herkömmliches Fleisch wird auf dem Speiseplan bleiben, vielleicht verlagert sich die Art. Denn auch wenn in den vergangenen Jahren immer öfter vor allem im asiatischen Raum die Vogelgrippe unter Geflügel grassierte: Schmidhuber rechnet damit, dass Geflügel als Fleischlieferant weltweit an Bedeutung gewinnen wird.