Aufruf zu "Freitag der Wut" in Ägypten

In Ägypten rufen die Muslimbrüder heute zu einem "Freitag der Wut" auf. Nach dem Freitagsgebet sollen bei allen Moscheen Kairos Demonstrationen beginnen. Neue Zusammenstöße sind zu erwarten. Nach der Auflösung der Protestcamps in Kairo durch Polizei und Militär hat die Regierung die Zahl der Toten mehrfach nach oben korrigiert: Von mehr als 600 ist derzeit die Rede.

Anhänger des ehemaligen ägyptischen Präsidenten Mursi

(c) ,Elfiqi,EPA

Morgenjournal, 16.8.2013

Polizei schießt scharf

Der Schock nach dem Massaker am vergangen Mittwoch sitzt den Muslimbrüdern noch in den Knochen. Gestern wurden einige der Toten begraben. Viele sind fassungslos: "Unsere Regierung besteht aus Terroristen. Das ist keine Regierung, das ist ein Coup. Wir werden nichts unterschreiben, das behauptet, dass diese Menschen natürlich umgekommen sind, es ist nichts Natürliches an einer Kugel im Genick", sagt ein Anhänger der Muslimbrüder.

Auch gestern gingen die Ausschreitungen mit der Polizei weiter. In Kairo stießen die beiden Gruppen zusammen, als Mursi-Anhänger die wichtigste Brücke der Hauptstadt sperren wollten, Blockaden errichteten und Äste von Bäumen in Brand setzten. In einigen Provinzen wurden Verwaltungs- und Polizeigebäude attackiert.

Das Militär will jetzt noch härter gegen die Muslimbrüder vorgehen: Das Innenministerium hat gestern die Polizei angewiesen, ab sofort mit scharfer Munition auf Plünderer und "Saboteure" zu schießen.

USA rufen Bürger zurück

Die internationale Kritik wird immer lauter: Nachdem die US-Regierung gestern eine gemeinsame Militärübung mit Ägypten abgesagt hatte, rufen sie jetzt alle US-Bürger auf, das Land zu verlassen. Nach einer Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates forderte dessen Präsidentin Maria Cristina Perseval die Konfliktparteien zu äußerster Zurückhaltung auf.