Ägypten: Angst vor neuem Blutbad

In der ägyptischen Hauptstadt Kairo werden heute neue Proteste der Anhänger des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi erwartet. Unter dem Motto "Freitag der Wut" sind nach dem heutigen Freitagsgebet in den Moscheen neue Demosntrationen geplant. Das Innenministerium hat die Polizei angewiesen, mit scharfer Munition auf Plünderer und angebliche Saboteure zu schießen.

Protestierende Muslimbrüder

(c) Elmhedwi, EPA

Mittagsjournal, 16.8.2013

Ein Funke genügt

Auch in der vergangenen Nacht hat es trotz der Ausgangssperre wieder zahlreiche Zusammenstöße und mehrere Schießereien in verschiedenen Städten Ägyptens gegeben. Wie viele Menschen dabei getötet oder verletzt wurden, ist nicht bekannt. Die Gefahr einer Eskalation der Gewalt heute Nachmittag ist allerding groß, denn unter anderem wurde dazu aufgerufen, bewaffnete Bürgerwehren gegen die Islamisten zu bilden. Da genügt wohl ein Funke, um das Pulverfass explodieren zu lassen.

Schon jetzt sind Tausende auf dem Weg in die Innenstadt von Kairo, aber auch in anderen Städten soll nach dem Freitagsgebet demonstriert werden - der "Freitag der Wut" wurde wieder ausgerufen. Der Tahrir-Platz im Zentrum Kairos wurde schon jetzt abgeriegelt, damit die Islamisten ihn nicht wieder besetzen können.

Die Stimmung ist aufgeheizt, vor allem durch das Massaker mit mehr als 630 Toten vor zwei Tagen. Gemäßigte Stimmen sind selten nach der Gewaltorgie, die durch die Räumung des Protestlagers ausgelöst wurde: "Die Militärführung hätte das Lager der Islamisten nicht mit so exzessiver Gewalt auflösen dürfen. Immerhin ist ägyptisches Blut auf beiden Seiten vergossen worden. Das Militär hätte mit weniger Gewalt vorgehen sollen."

EU sucht gemeinsame Haltung

Scharfe diplomatische Töne gibt es jetzt zwischen der Türkei und Ägypten. Beide Staaten haben im Streit um die Räumung des Protestlagers in Kairo ihre Botschafter zu Beratungen nach Hause zurückgerufen. Die Regierungen der 28 EU-Staaten wollen möglichst rasch eine gemeinsame politische Haltung zur Krise in Ägypten finden. Über ein mögliches Sondertreffen der EU-Außenminister wird voraussichtlich Anfang kommender Woche entschieden.

Das österreichische Außenministerium bleibt aufgrund der Lage bei einer partiellen Reisewarnung. Nicht unbedingt nötige Reisen sollten unterlassen werden. Sollte sich die Lage zuspitzen, werden weiter Schritte überlegt.

Während man in Wien mit diesem Schritt noch zögert, hat das deutsche Außenministerium seine Reisewarnung für Ägypten auf das ganze Land ausgeweitet. Das gab ein Ministeriumssprecher am Freitag in Berlin bekannt.