Keine Reaktion aus den USA zur Merkel-Abhöraktion

Immer mehr europäische Regierungschefs zeigen sich empört über die jüngsten Aufdeckungen des ehemaligen NSA-Mitarbeiters Edward Snowden. Der jüngste Vorwurf, dass auch die deutsche Bundeskanzlerin selbst Opfer der US-Überwachung geworden sein soll, sorgt in Europa für Empörung und Aufregung - doch auf eine Reaktion der US-Regierung warten die Europäer bisher vergeblich.

Das Capitol  in Washington

(c) Reynolds, EPA

Morgenjournal, 25.10.2013

"Wir sammeln Informationen"

Erklärungsversuche, Schuldeingeständnisse oder gar eine Entschuldigung? Fehlanzeige! Das offizielle Washington gibt sich gestern bedeckt und schweigt zu den jüngsten Überwachungsvorwürfen gegen die deutsche Kanzlerin.

Us-Präsident Obama verliert bei seinem gestrigen Presseauftritt zu seiner Migrationsreform kein einziges Wort über die Anschuldigungen, einsilbig und fast widerwillig reagiert auch sein Sprecher Jay Carney: "Wir werden nicht jede einzelne angebliche Geheimdienstaktivität öffentlich kommentieren. Wir haben klar gestellt, dass die USA im Ausland Informationen sammeln, so wie alle anderen Nationen auch."

Normales Prozedere also, dieses Gefühl vermittelt das Weiße Haus.

Vorwürfe seien falsch

Im US-Außenministerium gibt man sich ein bisschen vorsichtiger, Sprecherin Marie Harf betont, wie sehr die USA die enge Zusammenarbeit, gar die enge Freundschaft mit Deutschland schätzen: "Wenn es Probleme gibt, dann reden wir darüber wie Freunde. Wir haben eine lange gemeinsame Geschichte und wir hoffen, dass die Anschuldigungen, die über die Medien verbreitet werden, nichts an unseren Beziehungen ändern."

Die Vorwürfe seien jedenfalls falsch, betont Harf, alle Geheimdienstaktionen hätten eine noble Absicht. Mehr wolle sie nicht darüber sagen

Kerry demonstrativ unbeteiligt

Den anwesenden Journalisten reißt schließlich der Geduldsfaden. "Wie soll Ihnen das irgendwer glauben, wenn Sie nie Beweise liefern? Fragt eine britische Journalistin entnervt." "Sehen Sie, genau das ist es", schimpft ein Reporter. "Wenn Sie immer alles abstreiten, ohne uns zu sagen, WAS genau Sie abstreiten, dann ist das einfach nur sinnlos."

Die USA zeigen der Welt also die kalte Schulter. Und auch US-Außenminister John Kerry tut gestern so, als gehe ihn die Aufregung in Europa nichts an. Er nimmt am Nachmittag nur einen kurzen Randtermin wahr, eine Rede in einem Think Tank in Washington DC. Mit bemerkenswertem Titel: "Die Wichtigkeit der amerikanischen Führungsrolle in der Welt – und wie man sie beibehalten und stärken kann." Interessanterweise kommt das Wort Geheimdienst in Kerry Reden allerdings nicht vor.