Auch Kryptohandy ist nicht abhörsicher

Das geht gar nicht - so war die Reaktion der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, nachdem bekannt wurde, dass die NSA auch ihr Handy abgehört haben dürfte - oder abgehört hat, ein klares Dementi der USA hat man ja nicht gehört. Merkel vermutet, dass nur ihr Parteihandy im Visier der amerikanischen Agenten gewesen sei - für staatspolitisch relevante Kommunikation gibt es ja das sogenannte Kryptohandy.

Mittagsjournal, 25.10.2013

Kryptohandy verschlüsselt die Kommunikation

Wer hat den besten Geheimcode, um seine Botschaften zu verschlüsseln: Um diese Frage geht es heute im Alltagsleben genauso wie in der Spitzenpolitik. Für den Normalbürger ist es die Sicherheit im Bankgeschäft, für Staatschefs die Frage, ob ihr gegenüber Informationen über Verhandlungstaktik erlanget.

Das Kryptohandy verschlüsselt die Kommunikation zwischen Anrufer und Angerufenem, sagt Hans Christia Quelle, Geschäftsführer der Firma Secusmart, das ist jene Firma die auch das Handy der deutschen Bundeskanzlerin abhörsicher macht. "Der Schutz funktioniert ganz einfach, derjenige der anruft, entscheidet ob er verschlüsselt oder unverschlüsselt telefonieren möchte. Er entscheidet dies anhand von zwei Dinge. Erstens ist der Inhalt des Gespräches vertrauenswürdig und muss dieser geschützt werden und zweitens hat die Gesprächspartnerin auch ein solches Gerät, mit dem verschlüsselt telefoniert werden kann."

Kampf der Computer

Verwendet man ein Kryptohandy, ist das Abhören schwieriger - aber nicht unmöglich. Das sagt Edgar Weippl von der TU Wien, er leitet auch den wissenschaftlichen Bereich im Forschungszentrum Secure Business Austria Research. "Es kommt immer auf den Gegner an. Gegen Industriespionage sind solche Handys sehr sicher und da kann man ziemlich sicher sein, dass kaum wer mithört. Immer wenn es um den Kontext von Geheimdiensten geht, wird es schwierig und da ist auch öffentlich kaum Information vorhanden, was da jetzt genau passiert."

Es gilt die Devise: je komplizierter der Code, desto länger dauert es, ihn zu entschlüsseln. Letzten Endes ist es ein Kampf der Computer, sagt ein Insider. Nämlich: wer hat das Gerät mit der besseren Leistung, welcher Computer kann die Entschlüsselungsvarianten am schnellsten durchspielen. Und man dürfe auch nicht vergessen: Das Abhören durch die NSA sei möglicherweise das kleinere Problem - denn auch die Russen oder die Chinesen seien wohl kaum untätig.

Dass selbst die komplizierteste Verschlüsselung nichts hilft, zeigt auch das Beispiel von Ex-NSA Chef Michael Hayden: Er führte im Zuge ein geheimes Hintergrundgespräch und wurde dabei von einem Fahrgast belauscht, der die Informationen sogleich über Twitter vermeldete. Hayden wurde schließlich von seinem Büro auf die Panne aufmerksam gemacht. Er ließ sich dann mit dem Twitter-Nutzer fotografieren. Peinlich dürfte es ihm aber doch gewesen sein, dass er die klassischen Agenten-Regeln missachtet hatte, schließlich war er früher nicht nur Chef der NSA sondern auch der CIA.

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