Aufnahmestopp: Beamtengewerkschafter entsetzt

SPÖ und ÖVP wollen aus Budgetgründen den Aufnahmestopp für den Bundesdienst verlängern. Diesen gibt es ja - mit Ausnahmen -schon seit eineinhalb Jahren. Jetzt wird er bis auf weiteres, also ohne Befristung fortgesetzt. Für junge Leute, die in den Verwaltungsdienst wollen, heißt es damit weiter warten. In Gewerkschaftskreisen ist man entsetzt.

Mittagsjournal, 15.11.2013

Bald zu wenige Finanzbeamte?

Der oberste Beamtengewerkschafter, Fritz Neugebauer, will heute nichts zum Aufnahmestopp sagen: Zu vage sind ihm die Ankündigungen noch. Nachfrage also bei jenen, die schon seit eineinhalb Jahren gegen den Aufnahmestopp ankämpfen, zum Beispiel beim christlich-sozialen Herbert Bayer von der Finanzgewerkschaft: In den letzten zehn Jahren habe es bereits minus 25 Prozent beim Personalstand der Finanzbeamten gegeben, sagt Bayer: "Da kann man sagen, wir schließen ein Finanzamt pro Jahr. Dann liegt das Geld auf der Straße und wir haben zu wenige Beamte um es aufzuheben." Jeder Betriebsprüfer bringt übrigens dem Staat 3,5 Millionen Euro Einnahmen im Jahr, sagt Bayer.

Enttäuschung für Ausgelernte

Der bürgerliche Bayer kritisiert also die von Rot-Schwarz geplante Aufnahmestopp-Verlängerung genauso wie ein junger Roter Rot-Schwarz kritisiert, nämlich Michael Schuh, Vorsitzender der jungen Sozialdemokraten in der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst. Da würde Personen nach abgeschlossener dreijähriger Verwaltungslehre plötzlich nur mehr ein Verwaltungspraktikum angeboten. Der Frust steigt, bei den Jungen. Junggewerkschafter Schuh: "Da legen viele Menschen mit Verwaltungspraktiken wirklich ihr ganzes Zeug in den Bundesdienst, um dann so eine Meldung zu bekommen. Das ist natürlich sehr schwierig jetzt anzunehmen."

Prekäre Tradition

Generation Praktikum, das gibt es auch im Bundesdienstes bereits, sagt Reinhart Sellner von der Fraktion Unabhängiger GewerkschafterInnen, und fürchtet, dass sich das jetzt fortsetzen wird. Sellner: "Befristete Anstellungen, das sich Drüberschwindeln über den Anstellungsstopp durch prekär und zeitweilig anzustellende Kolleginnen und Kollegen ist eine schlechte Tradition geworden."

Jungakademiker auf Maturantenposten im Bundesdienst? Alles schon dagewesen, sagt Sellner: "Ich kann bestätigen, dass unter der Qualifikation beschäftigt wird." Und Sellner ärgert sich: Da würden für Hypos und Banken Milliarden fließen, für Nachbesetzung von Posten sei kein Geld da.