Bildungsexpertin Spiel: Mittelmaß ist nicht genug

Das PISA-Ergebnis sei für Österreich ein Grund zur Freude, aber kein Anlass, stolz zu sein, sagt die Bildungspsychologin Christiane Spiel. Österreich könne sich nicht damit zufrieden geben, im Mittelfeld zu liegen.

Mittagsjournal, 3.12.2013

Christiane Spiel, Bildungspsychologin an der Universität Wien, im Gespräch mit Andrea Maiwald

Mehr Leute "an die Spitze"

Ob Gesamtschule oder Neue Mittelschule gegen Gymnasium, dieser Kampf zwischen rot und schwarz werde durch die PISA-Ergebnissen nicht entschieden, hebt Spiel hervor: Die Studie erlaube keine direkten Rückschlüsse auf das Bildungssystem. Man sehe aber im internationalen Vergleich, dass es das Gymnasium nicht schaffe, die Gruppe der Spitzenschüler zu vergrößern. Österreich brauche aber Personen, die "wirklich Spitze sind".

Der zentralste Punkt der Studie sei das Lesen, weil es die Voraussetzung für Wissenserwerb sei, "und hier sind wir wirklich beachtlich schlecht", so Spiel. Da müsse man auch in der weiterführenden Bildung nach der Grundschule ansetzen, um auch dort Lesedefizite zu identifizieren und zu bekämpfen.

Nichts geändert hat sich auch daran, dass Kinder aus Akademikerfamilien in Österreich leichter vorwärts kommen als andere Kinder. Wesentlicher Grund für diese ausgeprägte "Bildungsvererbung" ist laut Spiel die frühe Trennung in Gymnasium oder Hauptschule, die "ideologiefrei" diskutiert werden sollte. Einer künftigen Regierungskoalition empfiehlt Spiel, sich einmal über die Ziele zu einigen und dann "ganz sachlich" Möglichkeiten zu erörtern, wie diese Ziele erreicht werden könnten.

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Universität Wien Homepage von Christiane Spiel