Jobplattform für Menschen mit Behinderung

Die Arbeitslosigkeit ist in diesem Jahr stark gestiegen. Eine Gruppe, die es am Arbeitsmarkt besonders schwer hat, ist die der behinderten Menschen. 9.500 sind derzeit arbeitslos gemeldet, um ein Viertel mehr als vor einem Jahr. Eine Initiative, die dagegen etwas tun will, ist die Jobplattform Career Moves. Sie vermittelt über das Internet gezielt Arbeitsplätze, die für behinderte Menschen geeignet sind, und will gegen Vorurteile in den Unternehmen ankämpfen.

Morgenjournal, 31.12.2013

Unternehmen sollen faire Chance geben

Behinderte Mitarbeiter sind keine Sozialfälle, sondern Leistungsträger - davon ist Gregor Demblin überzeugt. Der Gründer der Jobplattform "Career Moves" will, dass die Unternehmen behinderten Menschen bei der Bewerbung faire Chancen geben. "Das ist das eigentlich Neue an Career Moves: Dass wir mit diesem Selbstbewusstsein an die Unternehmen herangehen und sagen, hier ist ein wertvoller Talentepool, der bisher nicht genutzt worden ist."

Ein Blinder könne etwa problemlos in einem Call-Center arbeiten, ein Rollstuhlfahrer die volle Leistung im Büro bringen, wenn das Gebäude barrierefrei ist, so Demblin. 8.000 Jobs wurden bisher auf der Homepage der Plattform angeboten – vom Juristen bis zur Reinigungskraft. Rund fünfzig Firmen inserieren laufend Stellenangebote. Verschiedene Symbole auf der Homepage der Plattform zeigen den Arbeitssuchenden, mit welchen Einschränkungen welcher Job möglich ist.

Nur jedes 5. Unternehmen erfüllt Vorgabe

Unternehmen, die behinderte Menschen beschäftigen, sind aber immer noch in der Minderheit. Ab 25 Mitarbeitern muss eigentlich ein Mensch mit Behinderung eingestellt werden, aber nur jedes fünfte Unternehmen erfüllt diese gesetzliche Pflicht. 80 Prozent zahlen lieber die Ausgleichstaxe.

Das liegt für Demblin auch an Vorurteilen und schlechter Information, etwa was den Kündigungsschutz für behinderte Mitarbeiter betrifft. Der war früher sehr streng, wurde aber gelockert, was Demblin für richtig hält. Trotzdem würden deswegen noch viele Firmen davor zurückschrecken, einen behinderten Menschen einzustellen: "De facto wirkt sich dieser Kündigungsschutz, der als Schutzmechanismus und Hilfsmittel für Menschen mit Behinderung gedacht war, in der Realität ganz stark gegen sie aus, weil jedes Jahr viel mehr Menschen aufgrund des Kündigungsschutzes keinen Job bekommen als Jobs erhalten werden."

Beratung für Unternehmen

Um Unternehmen besser zu informieren, gründet Demblin ein zweites Standbein: Er will Firmen beraten, wie sie Menschen mit Handicaps sinnvoll in den Betrieb integrieren, und dafür nationale und internationale Beispiele sammeln. Anhand von Best-Practice-Beispielen und Know-how aus dem Ausland soll definiert werden, wohin Barrierefreiheit in österreichischen Unternehmen führen kann.

Barrierefreiheit sieht Demblin als Wettbewerbsvorteil. Die neue Beratungsfirma soll im Frühjahr starten. Außerdem will Demblin die Jobvermittlung über Career Moves quasi exportieren und mit einem Partner auch in Deutschland anbieten.