Frankreich: Schock über 15-jährigen Söldner

Niemand weiß genau, wie viele "Gotteskrieger" in den letzten Monaten aus Europa nach Syrien gegangen sind, um dort im Bürgerkrieg auf der Seite der Islamisten gegen das Regime zu kämpfen. Frankreich ist schockiert vom Fall zweier Gymnasiasten. Der Vater des 15-jährigen Hakim hat sich mit einem Hilferuf an die französische Öffentlichkeit und an die Politik gewandt.

Mittagsjournal, 22.1.2014

Anruf aus Syrien

Fassungslose Eltern, die verweinten Augen hinter Sonnenbrillen verborgen, stehen vor Kameras und erzählen, wie Hakim am Tag nach den Weihnachtsferien nicht mehr vom Gymnasium nach Hause gekommen ist, vom zurückgelassenen Brief, in dem er ankündigte, er werde mit einem Schulkameraden für den Islam kämpfen, von der Gewissheit, dass er mit der Kreditkarte des Vaters zwei Flüge in die Türkei gebucht hatte und vom letzten Telefonanruf, bereits aus Syrien: "Er sagte, er könne uns einen Monat lang nicht mehr anrufen. Wenn er dann noch am Leben sei, melde er sich wieder, ansonsten würden wir uns im Paradies wiedersehen."

MMS mit Kalschnikow

Der 15-Jährige war ein exzellenter Schüler, sogar Klassensprecher. Seinen Eltern ist er innerhalb von nur zwei Monaten entglitten. Ein Mitschüler, der aus Syrien ein MMS erhielt, auf dem Hakim mit einer Kalaschnikow zu sehen ist, erzählt: "Er hörte plötzlich überhaupt keine Musik mehr, nur noch Verse des Kora, und dann hat er eines Tages fast alle seine Kleider verkauft. "

Hakims Vater spricht von seinem Sohn, als sei er entführt worden. "Diese Netzwerke, diese Mafias, haben es auf junge Leute abgesehen, die sie leicht einfangen können. Sie nehmen, was ihnen in die Hände fällt, um sich ihrer als Kanonenfutter zu bedienen."

Organisierte Rekrutierung

Frankreichs Geheimdienste bestätigten heute, die Rekrutierung junger Franzosen für den Bürgerkrieg in Syrien sei mittlerweile bestens organisiert und auch finanziert. Hakims Eltern bleibt nur ein verzweifelter Hilferuf: "Ich appelliere an die höchsten Autoritäten des Staates, Innenminister Valls und an den Staatspräsidenten, alle Mittel einzusetzen, um unsere Kinder wohlbehalten zurück zu bringen. Sie sind nicht die ersten und sie werden auch nicht die letzten sein."

Bis zu 700 Franzosen, darunter ein Dutzend Minderjährige, sollen sich nach Syrien begeben haben, 21 von ihnen sind dort bereits ums Leben gekommen. Einer von ihnen hatte zuvor noch ein Video veröffentlicht, in dem er mit arabischer Kopfbedeckung, Koran und Kalaschnikow zu sehen ist, junge Franzosen auffordert, es ihm gleich zu tun und eine Botschaft an den Staatspräsidenten richtet: "Francois Hollande, bekehre dich zum Islam, rette Deine Seele aus dem Fegefeuer und sag dich von deinen jüdischen und amerikanischen Alliierten los. Zieh deine Truppen aus Mali zurück, hör auf, den Islam und die Muslime zu bekämpfen."

Innenminister Valls hat jüngst die zum Jihad in Syrien aufgebrochenen Franzosen als "das für Frankreich derzeit wichtigste Problem im Zusammenhang mit dem Terrorismus" bezeichnet .

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