Anstieg von Antidepressiva bei Kindern

Im Jahr 2012 wurden an fast 41.000 Personen bis zu 19 Jahren Antidepressiva verschrieben, allein bei Kindern bis vier Jahre waren es 2.200 Fälle. Das geht aus der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage des Team Stronach hervor.

Mittagsjournal, 23.1.2014

70 Seiten Statistik

Aus dem Anfragetext der Team-Stronach-Fraktion, formuliert vom Abgeordneten und Arzt Marcus Franz, geht geballtes Misstrauen gegen den Einsatz von Antidepressiva bei Kindern hervor. Der Beipackzettel für ein Medikament enthalte die Warnung vor verstärkter Selbsttötungsgefahr, die Deutsche Gesellschaft für Kinder und Jugendpsychiatrie empfehle, dass mit Eltern betroffener Kinder über mögliche Warnhinweise auf Suizidalität sowie ein Sicherheitsmanagement zu sprechen sei. Und außerdem seien laut der deutschen Fachgesellschaft generelle Empfehlungen für eine medikamentöse Behandlung depressiver Störungen ohnehin kaum möglich. Soll wohl heißen: Der Nachweis des Nutzens von Medikamenten bei kindlicher Depression sei ohnehin kaum geführt. Wie viel dieser Medikamente, genauer Wirkstoffe, wurden also in den Jahren 2005 bis 2012 in Österreich verschrieben, wollten die Stronach-Leute vom Gesundheitsministerium wissen, und bekamen fast 70 Seiten Statistik aus diversen Krankenkassen zugeschickt.

"Pillen sind falscher Weg"

Zwei Zahlenpaare stachen den Stronach-Abgeordneten besonders ins Auge: Die Zahl der Kinder und Jugendlichen bis 19 mit Antidepressiva-Einnahme sei zwischen 2009 und 2012 von 36.000 auf fast 41.000 gestiegen, und bei den ganz kleinen, der Gruppe bis Vierjährigen sei die Zahl von 1.600 auf 2.200 geklettert. Was folgte, war unter anderem die Forderung von Team Stronach-Klubobfrau Katrin Nachbaur nach endlich fälliger Einführung der täglichen Turnstunde an den Schulen, und eine Presseaussendung der Fraktion, in der Nachbaur mit dem Satz zitiert wird: "Pillen für überaktive Kinder sind jedenfalls der falsche Weg".

Stöger verwundert

Im Gesundheitsministerium sorgt der Vorstoß offenbar für Verwunderung, seriöserweise dürfe man nur die beiden Gruppen 0 bis 10 und 10 bis 19 ins Auge fassen. Gesundheitsminister Alois Stöger, SPÖ: "Man kann das nur vergleichen zwischen null und zehn Jahren sowie zehn bis 19 Jahren. Bei den Jüngeren ist die Verschreibung zurückgegangen. Bei den anderen gibt es einen moderaten Anstieg. Das ist immer eine ärztliche Entscheidung. Ich gehe davon aus, dass die österreichischen Ärztinnen und Ärzte in gutem Gewissen auch tun."