Trotz Wende: ÖVP hält an Dollfuß-Bild fest

Achtzig Jahre ist es her, dass Bundeskanzler Engelbert Dollfuß das Bundesheer auf Arbeiter hat schießen lassen. Ein Faktum, das die beiden großen Parteien über die Jahrzehnte entzweit hat. Heuer werden die Spitzen von SPÖ und ÖVP erstmals seit fünfzig Jahren gemeinsam der Opfer der Februarkämpfe von 1934 gedenken. Das Dollfuß-Porträt im ÖVP-Parlamentsklub soll aber weiterhin seinen Platz behalten, sagt ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka im Ö1 Interview.

Mittagsjournal, 28.1.2014

ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka im Interview mit Stefan Kappacher

Bild bleibt

Dollfuß sei "ein Teil der Geschichte der Christlich-Sozialen, und die Christlich-Sozialen sind quasi die Vorgeschichte zur ÖVP, so Lopatka, damit könne man das Bild nicht abhängen. Denn dann habe man sofort die nächste Debatte, denn auch beim Gründer der Christlich-Sozialen, Lueger, gebe es dunkle Flecken. Auch dass das Dollfuß-Bild woanders aufgehängt wird, etwa in der ÖVP-Zentrale, weist Lopatka als "unehrlich und feig" zurück. Denn der Klub sei ein "wesentliches Element innerhalb der ÖVP".

Austrofaschismus: "Propaganda"

Lopatka will das Dollfuß-Porträt als Mahnmal sehen, dass man Grenzen nicht überschreiten dürfe und es keine Alternative zur Demokratie gebe: "Diese Zeit, die erste Republik, hat gemündet leider in einer Phase, wo ein autoritäres Staatsregime hier war. Da gibt es nichts zu beschönigen." Von einem austrofaschistischen Regime will der ÖVP-Klubchef aber nicht sprechen, denn dieser Begriff sei als erstes von der Heimwehr zu Propagandazwecken verwendet worden. "Und diesen Heimwehrausdruck will ich nicht verwenden." Erklärende Zusatztafeln zu den Porträts will Lopatka nicht anbringen lassen, die Angabe von Fakten sei ausreichend. Die Klubräume würden ohnehin nur Abgeordnete und Mitarbeiter betreten, die sehr gut informiert seien. Die ÖVP werde sich aber heute noch mit diesem Thema, ÖVP und die Christlich-Sozialen, beschäftigen.