Diskussion über Crowdfunding in Österreich

Der Waldviertler Schuh-Produzent Heini Staudinger hat mit seinem Crowdfunding-Projekt die Aufmerksamkeit der Finanzmarktaufsicht auf sich gezogen und ist an deren Veto vorerst gescheitert. Das hat Diskussionen über Crowdfunding ausgelöst. Und nun zeigt sich auch Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) aufgeschlossen.

Morgenjournal, 8.2..2014

Banken zu streng

Eine Vision und einen Plan. Das war alles, was Theresa Steininger ihren Investorinnen und Investoren anbieten konnte. Und für viele war das genug: den Prototypen ihres energieautarken Wohnwagens hat Steiniger durch Crowdfunding finanziert. Denn mit ihrer Idee zu einer Bank zu gehen, war unmöglich. "Selbst als bereits hundert Investoren dabei waren, war es immer noch nicht gut genug, um als Unternehmen finanziert zu werden."

Nach der Bankenkrise sind Banken strenger mit der Vergabe von Krediten geworden. Gerade kleine und mittelgroße Unternehmen in der Gründungsphase ist da ein Problem. Investorinnen und Investoren abseits der Banken zu finden, fällt aber leicht, denn auch Sparbuchzinsen sinken. Investitionen in neugegründete Unternehmen scheinen da lukrativ. Doch im schlimmsten Fall wird das Projekt nichts und das Geld ist weg. Finanzmarktaufsicht und Arbeiterkammer warnen deswegen davor, gesetzliche Bestimmungen aufzuweichen, die zum Schutz von Anlegern und Anlegerinnen entworfen wurden.

Problem Prospektpflicht

Nach Ansicht von Klaus Kumpfmüller von der Finanzmarktaufsicht behindern Gesetze zum Schutz von Anlegern Crowdfunding nicht. Alleine vergangenes Jahr habe es bei der FMA 80 Crowdfunding-Anträge gegeben, sagt Kumpfmüller. Und 60 Anträge davon konnten auch rechtskonform abgewickelt werden.

Auf der anderen Seite stehen die Interessensvertreter von Crowdfunding-Initiativen. Für sie ist besonders problematisch, dass in Österreich ab 250.000 Euro Finanzierungssumme die sogenannte Prospektpflicht besteht. Also die Pflicht, Investoren genauestens über das Unternehmen und das Projekt zu informieren. Diese Pflicht richtet sich ursprünglich an börsennotierte Konzerne. Das sei aber viel zu bürokratisch für lokale Crowdfunding-Projekte, kritisieren Interessensvertreter.

Mitterlehner will helfen

Ähnlich argumentiert auch Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP). Er spricht sich dafür aus, Barrieren für Crowdfunding abzubauen und Regulierungen zu vereinfachen. Er warnt aber davor, dass das zu einer "Massenbewegung" wird, die dann auf anderen Ebenen Gefahren bringe.

Mitterlehner kann sich vorstellen, einen Vorschlag der Grünen umzusetzen und die Geldmenge zu begrenzen, die eine EinzelPerson in Crowdfunding-Projekte stecken darf. Außerdem will Mitterlehner eine Million Euro zur Verfügung stellen, um Crowdfunding-Projekte bei der Erfüllung der Auskunftspflicht zu unterstützen.