Parlament in Kiew wählt Regierungschef

Der abgesetzte ukrainische Staatschef Viktor Janukowitsch ist nach wie vor untergetaucht. Russland bezweifelt die Rechtmäßigkeit der aktuellen Führung. Das Parlament in Kiew will heute einen neuen Regierungschef wählen. Der Ansturm der Bewerber hält sich in Grenzen.

Morgenjournal, 25.2..2014

Kein offizieller Kandidat

Die Ukraine steht vor dem Staatsbankrott- wer will in diesem Fall schon Regierungschef werden? Tatsächlich gibt es keine offiziellen Kandidaten. Infrage für den Posten kommt in erster Linie der frühere Parlamentspräsident Arseni Jazenjuk, er führt im Parlament die Fraktion der Vaterlandspartei von Julia Timoschenko. Die ehemalige Regierungschefin will sich - eben erst aus der Haft entlassen - in Berlin medizinisch behandeln lassen. Als möglicher Kandidat wird aber auch der Unternehmer und frühere Außen-und Wirtschaftsminister Pjotr Poroschenko gehandelt.

Russland bezweifelt Legitimität

Wem auch immer das Amt des Ministerpräsidenten zufällt, wird mit einer Fülle von Problemen zu kämpfen haben, vor allem mit Problemen finanzieller Natur. Russland hatte dem nunmehr entmachteten Präsidenten Janukowitsch Milliardenhilfen zugesagt, Gelder, die nun auf Eis liegen. Alexej Uljukaew, der russische Minister für wirtschaftliche Entwicklung: "Wir haben derzeit keinen Gesprächspartner, es sind immerhin große Summen. Wir brauchen jemandem, mit dem man alle Fragen klären kann." Und Ministerpräsident Dmitri Medwedew meint, Männer mit schwarzen Masken und Gewehren könne man kaum als Regierung bezeichnen.

Unterstützung aus Washington

Die USA dagegen signalisieren offen ihre Unterstützung für die neuen Machthaber in Kiew: "Hier geht es nicht um einen Wettbewerb zwischen Ost und West. Das ist kein neuer Kalter Krieg, es geht einzig und allein um das ukrainische Volk", erklärt Jay Carney, der Sprecher des Weißen Hauses. Aus der Sicht der USA hat Janukowitsch durch seine Aktionen jede Legitimität verloren. Der gestürzte Präsident ist weiterhin von der Bildfläche verschwunden.