Burgtheater-Bericht: Gemischte Reaktionen

Erwartungsgemäß skeptisch reagieren die Kultursprecherinnen und Kultursprecher der Parlamentsparteien auf den gestern vorgelegten Prüfbericht. Von "wenig überraschend" bis "immer noch Aufklärungsbedarf" reichen die Meinungen. Silvia Stantejsky weist alle Anschuldigungen zurück.

Morgenjournal, 28.2.2014

Viele neue Erkenntnisse halte der lang erwartete Bericht nicht parat, so der Tenor der Kultursprecherinnen und Kultursprecher der Parlamentsparteien. Für die Neos-Kultursprecherin Beate Meinl-Reisinger etwa gibt es nur einen überraschenden Aspekt: Im Bericht wurden Stantejskys sogenannte "dolose" Handlungen erstmals in direkten Zusammenhang mit der Finanzkrise des Burgtheaters gebracht, während bisher die Causa Stantejsky und die Finanzkrise des Hauses unabhängig voneinander behandelt wurden.

Wie die ehemalige Burgtheater-Vizedirektorin allerdings besagtes System vorgetäuschter Liquidität geschaffen und damit sieben bis acht Millionen Euro Schaden angerichtet haben soll, das ist für den Grünen Kultursprecher Wolfgang Zinggl nicht nachvollziehbar: "Sieben bis acht Millionen, verursacht durch nur eine Person, in so einem großen Unternehmen? Wenn das möglich ist, muss man das ganze System in Frage stellen."

Der genaue Abschlussbericht der Wirtschaftsprüfung liegt den Kultursprecherinnen und Kultursprechern derzeit noch nicht vor, wie etwa Walter Rosenkranz, Kultursprecher der FPÖ kritisiert. Als Abgeordneter müsse er davon zuerst in den Zeitungen lesen, bevor er den Bericht direkt zu sehen bekomme. Auch Elisabeth Hakel, Kultursprecherin der SPÖ, sagt, sie müsse den Bericht erst anfordern und durchlesen, um die Angelegenheit klar beurteilen zu können. Klarheit erhofft sie sich auch vom nächsten Kulturausschuss im Parlament, der am 13. März stattfindet.

Thematisiert werden soll dort unter anderem die Rolle von Burgchef Matthias Hartmann: Er hatte ja gestern erneut jede Verantwortung von sich gewiesen und sieht sich lediglich für die künstlerischen Bereiche des Hauses zuständig. Seinem Vertrag entsprechend müsse er sich aber auch um die kaufmännischen Belange kümmern, so Rosenkranz und Hakel.

Wenn sich Silvia Stantejsky selbst nicht bereichert hat, stehe außerdem die Frage im Raum, wofür die fehlenden 8 Millionen ausgegeben wurden und wieso es angesichts zahlreicher Prüforgane überhaupt zu einem derart großen Defizit kommen konnte.

Die Kultursprecher von ÖVP und Team Stronach waren bisher für keine Stellungnahme erreichbar. Kulturminister Josef Ostermayer kündigte beim gestrigen Opernball an, er werde erst am Montag eine Erklärung abgeben.