Burgtheater: Endbericht bestätigt Vorwürfe gegen Stantejsky

Die bereits im Zwischenbericht enthaltenen Vorwürfe gegen die ehemalige Kaufmännische Geschäftsführerin des Burgtheaters, Silvia Stantejsky, wegen finanzieller Malversationen wurden im am Donnerstag präsentierten forensischen Untersuchungsbericht bestätigt.

Die kaufmännische Direktion sei von Stantejsky "sehr zentralisiert gesteuert und wie eine Containerorganisation geführt" worden, heißt es.

Kulturjournal, 27.02.2014

Burgtheater

(c) Meinhart, ORF

"Frau Stantejsky hat ein intransparentes Umfeld geschaffen, welches es unmöglich machte, ein wirksames Internes Kontrollsystem einzurichten", heißt es in dem Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Sie habe ein System der Abschottung aufgebaut, in dem nur sie über maßgebliche Informationen und Dokumente verfügt habe. Sie habe Bilanzfälschungen begangen und ein System vorgetäuschter Liquidität aufgebaut, in dem die Kassa das zentrale Instrument gewesen sei.

"Diese Vorgehensweise widerspricht den Grundsätzen ordnungsgemäßer Buchführung", so der Bericht, der bei einer Pressekonferenz von Burgtheater-Aufsichtsratspräsident Georg Springer am Donnerstagnachmittag in Auszügen der Presse übergeben wurde. In den unterjährigen Finanzberichten sei so die finanzielle Situation falsch widergegeben worden. Und er wiederholte seine Formulierung, Stantejsky habe "dolose Handlungen" begangen. Es müsse davon ausgegangen werden, dass durch das Verschulden der ehemaligen kaufmännischen Geschäftsführung ein Schaden von 7 bis 8 Mio. Euro entstanden sei.

Die wahre Lage des Hauses verschleiert

Offenbar hatte das Burgtheater bei der BAWAG/PSK über einen Kreditrahmen verfügt, der mit 31. August 2011 7,5 Mio. Euro betragen habe, mit der Vorgabe, diesen jährlich um 750.000 Euro zu reduzieren. "Diese Vorgaben wurden auch zum jeweiligen Stichtag eingehalten", heißt es im Prüfbericht, der detailliert nachzeichnet, wie Stantejsky dies erreichte: Durch hohe Einzahlungen unmittelbar vor dem jeweiligen Bilanzstichtag am 31. August habe Stantejsky Geldmittel zugeführt, um die wahre finanzielle Lage des Hauses zu verschleiern.

2011 betrug die Summe der Einzahlungen in den drei Tagen vor dem Stichtag 70.743 Euro, 2012 183.728 Euro und 2013 54.409 Euro. Ob Stantejsky dabei auf eigene Mittel oder ihr treuhändisch zur Vermögensverwaltung übergebene Mittel von Dritten (wie Ensemblemitgliedern) zurückgegriffen habe, sei bisher nicht schlüssig geklärt, so die Prüfer, die anmerken, die gleichzeitige Wahrnehmung von Interessen als Geschäftsführerin des Burgtheaters sowie der Vermögensverwalterin von Dienstnehmern sei "äußerst kritisch zu betrachten". Die in den Folgemonaten wieder erfolgten Mittelentnahmen seien "durch gefälschte Belege und unter Vorspiegelung falscher Tatsachen" erfolgt.

Bei zahlreichen durchgeführten Akontozahlungen habe die entsprechende Vertragsgrundlage nicht nachvollzogen werden können, da Verträge nicht auffindbar gewesen seien.

Bericht an Staatsanwaltschaft

Man werde den Bericht der Staatsanwaltschaft übermitteln, hieß es bei der Pressekonferenz. Es sei unabdingbar, dass die Ermittlungsbehörden, bei denen auch eine anonyme Anzeige gegen Stantejsky eingegangen ist, tätig würden. Auch der Rechnungshof, dessen angekündigte Prüfung man ausdrücklich begrüßt, erhält eine Kopie des Berichts samt Sachverhaltsdarstellung. Auch eine anonyme Anzeige gegen Stantejsky ist bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft eingegangen.

"Ja, ich bin für das mitverantwortlich. Das ist überhaupt keine Frage", sagte Springer. Seit man jedoch am 11. November 2013 im Rahmen eines Erstentwurfs eines Gebarungsprüfungsberichts auf Ungereimtheiten aufmerksam gemacht worden sei, habe man gehandelt. Und: Der Prüfbericht habe "keine wesentlichen Schwachstellen des internen Kontrollsystems im Rahmen des Bilanzerstellungsprozesses festgestellt".

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