Vor Frauentag: ÖGB fordert Arbeitszeitdebatte

45 Prozent der erwerbstätigen Frauen sind teilzeitbeschäftigt, zeigt eine Studie der Statistik Austria. Gleichzeitig klagen Frauen mit Vollzeitjobs, dass von einer 40-Stunden-Woche keine Rede sein könne. Die Vizepräsidentin des Österreichischen Gewerkschaftsbundes, Sabine Oberhauser, will zu den sogenannten All-in-Verträgen eine Alternative gegen Ausbeutung erarbeiten.

Mittagsjournal, 5.3.2014

Eingrenzungen bei All-in-Verträgen

Verträge, bei denen auch schon alle Überstunden abgegolten sind, sollten nur noch sehr gezielt vergeben werden, sagt die Vizepräsidentin des Gewerkschaftsbundes und SPÖ-Mandatarin, Sabine Oberhauser. Sie fordert: "All-in-Verträge dorthin, wo sie hingehören, das ist das mittlere und obere Management, wo die Arbeitszeiten wirklich nicht mehr abgrenzbar sind."

Derzeit verzichten einzelne Unternehmen freiwillig in einer Betriebsvereinbarung mit dem Betriebsrat darauf. In manchen Branchen kann sich Oberhauser vorstellen, dass All-in-Verträge auch gesetzlich verboten werden.

Modifikationen auch bei 40-Stunden-Verträgen

Auch bei regulären 40-Stunden-Verträgen will die ÖGB-Vizepräsidentin etwas ändern - und sagt drei Tage vor dem Weltfrauentag am Samstag: Oft wären es gerade Frauen, die 40 Stunden im Büro und danach noch per Handy oder Internet im Einsatz sind. Solche Arbeitnehmerinnen sollten - genauso wie ihre männlichen Kollegen - künftig zum Beispiel nur noch 35 Stunden im Büro sein, den Rest der Zeit sollten sie zu Hause arbeiten dürfen - weil sie sowieso fast immer erreichbar sind.

Auch hier wünscht sich Oberhauser eine Abstufung nach Branchen in den Kollektivverträgen: "Jemand, der in einer Werkshalle als Facharbeiter arbeitet, der wird andere Boraussetzungen brauchen, als jemand, der mit dem Handy oder mit dem Laptop zuhause noch E-Mails beantwortet, Kostenvoranschläge durchgeht oder sonstige Dinge macht."

Neue Arbeitsplätze durch Überstundenabbau

Der ÖGB-Vizepräsidentin geht es vor allem auch darum, die vielen Überstunden in Österreich sichtbar zu machen. Laut Rechnung der Gewerkschaft könnten damit 180.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Arbeit solle gerechter verteilt werden, sagt Oberhauser und betont, dass "viele Menschen einerseits keine Arbeit haben, und dass Frauen sehr viel in Teilzeitjobs arbeiten, weil es keine Vollzeitjobs für sie gibt." So könnten auch jene, die derzeit viele Überstunden leisten, besser vor Burn-out geschützt werden.

Ihre Arbeitszeitmodelle will Oberhauser in nächster Zeit auch mit der Regierung diskutieren. Einen Termin dafür gibt es noch nicht.