Ägypten: Todesstrafe für 529 Mursi-Anhänger

Seit dem Sturz Mohammed Mursis gehen die ägyptischen Sicherheitsdienste mit großer Härte gegen die Anhänger des abgesetzten Präsidenten vor. Heute hat die Justiz des Landes zum Rundumschlag gegen die Muslimbruderschaft ausgeholt. 529 Mitglieder der inzwischen verbotenen Organisation sind zum Tode verurteilt worden.

Mittagsjournal, 24.03.2014

Kurzer Prozess

Man hat den Angeklagten einen kurzen Prozess gemacht - im wahrsten Sinn des Wortes. Erst am vergangenen Samstag ist das Verfahren gegen insgesamt 1200 Muslimbrüder in Minja südlich von Kairo eröffnet worden. Und schon heute gibt es die ersten Urteile. 529 Mitglieder der Muslimbruderschaft werden zum Tode verurteilt, 17 Personen freigesprochen. Es sind Urteile in erster Instanz, gegn sie kann Einspruch erhoben werden. Die Verteidiger sind dennnoch wütend. Einer der Anwälte erklärt, er habe von vornherein keine Chance gehabt, seine Fälle zu erläutern, geschweige denn seine Argumente zugunsten seiner Mandanten vorzubringen.

Rechtsgelehrter: Machthaber treiben Gegner zu Gewalt

Und in einem Interview mit dem arabischen Nachrichtensender Al Jazeera erhebt Zaccharya Abdel Hadi, ein islamischer Rechtsglehrter von der Universität Katar schwere Vorwürfe gegen die Regierung in Kairo. Das Regime in Kairo sei faschistisch, erklärt der Rechtsgelehrte, die Vorgangsweise der ägyptischen Justiz habe ihn daher auch nicht überrascht, die Justiz sei nur ein der Werkzeug der Diktaturen, die jetzigen ägyptischen Machthaber würden ihre Gegner regelrecht zur Gewalt treiben, so Zaccharya Abdel Hadi von der Universität Katar.

Morgen beginnt der Prozess gegen Badie

Von den Verurteilten waren heute lediglich 123 im Gericht anwesend, der Rest ist gegen Kaution auf freiem Fuß oder auf der Flucht. Die meisten von ihnen, unter ihnen zahlreiche Führungsmitglieder der inzwischen verbotenen Muslimbruderschaft, sind im Sommer vergangenen Jahres bei Zusammenstößen in der Provinz Minja verhaftet worden. Sie hatten gegen die Entmachtung Mursis durch das Militär demonstriert. Bei den Unruhen wurde ein hoher Polizeioffizier getötet. Und schon morgen soll das nächste Verfahren gegen die Muslimbrüder in Ägypten beginnen. Dabei muss sich unter anderem Mohammed Badie, der Chef der Muslimbrüder, verantworten - wegen Anstiftung zum Mord.