Schottische Nationalpartei wirbt für Abspaltung

In etwas mehr als hundert Tagen stimmt Schottland in einem Referendum über seine Unabhängigkeit ab. Die Anhänger der Abspaltung von Großbritannien haben in den Umfragen zuletzt leicht zugelegt, die Mehrheit der Schotten zieht es aber vor, ein Teil der Union zu bleiben. Die regierende schottische Nationalpartei SNP hat am Wochenende ihre letzte Konferenz vor dem Referendum genutzt, um offensiv um die Zustimmung der Labour-Wähler zu werben.

Morgenjournal, 14.4.2014

Werben um Labour-Wähler

Die Schottische Nationalpartei feierte am Wochenende sich selbst. Die Partei ist 80 Jahre alt und die treibende Kraft der jahrzehntelangen Unabhängigkeitsbewegung. Der geschickte Taktiker Parteichef Alex Salmond hat die Protestpartei an die Macht im schottischen Parlament von Holyrood gebracht. Seine Anhänger sind überzeugt, dass er Schottland auch in die Unabhängigkeit führen wird. Aber um im September das Referendum gewinnen zu können, braucht die SNP die Stimmen der Labour-Wähler. Die Unabhängigkeit wäre auch gut für Labour, sagt Alex Salmond in seiner Rede. Sie gäbe der Partei die Möglichkeit, sich der Kontrolle im Parlament in Westminster zu entziehen und wieder zu ihren Grundwerten zurückzukehren, viele dieser Werte teile auch die SNP.

Viele offenen Fragen

Die SNP verspricht den Schotten eine faire, gleichberechtigte und wohlhabende Gesellschaft in einem unabhängigen Land. Sie kann den Wählern allerdings nur eine Vision anbieten. Es ist weiterhin unklar, wie und ob Schottland seine EU-Mitgliedschaft behalten kann. Zudem ist es unklar, ob die Schotten das britische Pfund behalten können. Der britische Schatzkanzler George Osborne hat eine Währungsunion mit einem unabhängigen Schottland abgelehnt. Diese Einschüchterungsversuche, wie sie die SNP nennt, haben offenbar in den Umfragen eine gegenteilige Wirkung ausgelöst, die Anhänger der Unabhängigkeit legen leicht zu und erreichen jetzt knapp 40 Prozent.

Alex Salmond greift immer wieder das Nein-Lager an: Es führe die "erbärmlichste, negativste, depressivste und langweiligste Wahlkampagne" in der politischen Geschichte des Landes.

Mehrheit unwahrscheinlich

Meinungsforscher halten es für durchaus möglich, dass die SNP weiter in den Umfragen zulegt, je näher das Referendum rückt, eine Mehrheit halten sie aber für sehr unwahrscheinlich. Die schottischen Nationalisten glauben dennoch weiter an sich selbst und sind überzeugt, sich heuer endlich die ersehnte Unabhängigkeit zu erlangen.