Ukraine: Separatisten nehmen OSZE- Beobachter als "Kriegsgefangene"

In der Ukraine sind acht Militärbeobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) festgesetzt worden. Prorussische Separatisten hatten in Slawjansk im Osten des Landes einen Bus der OSZE in ihre Gewalt gebracht. Ein prorussischer Milizenchef bezeichnete die Beobachter als "Kriegsgefangene". G7, USA und EU haben unterdessen Sanktionen gegen Moskau vorbereitet.

Morgenjournal, 26.4.2014

Ein pro-russischer Seperatist in der Ukraine

(c) EPA, MAYSUN

Aufenthaltsort unbekannt

Die Gruppe besteht aus Offizieren aus Deutschland, Dänemark, Schweden und Polen sowie fünf ukrainischen Militärs und dem Fahrer des Autos. Der prorussische Milizenführer in der ostukrainischen Stadt Slawjansk, Wjatscheslaw Ponomarew, bezeichnete die festgesetzten Mitarbeiter der OSZE als "Kriegsgefangene".

Die OSZE geht davon aus, dass sie bald einen direkten Kontakt zu den festgehaltenen Beobachtern bekommt. "Wir hoffen, dass das morgen (Samstag) möglich sein wird", sagte der Vizechef des OSZE-Krisenpräventionszentrums, Claus Neukirch, am Freitagabend in der ORF-Nachrichtensendung ZiB24. Bisher hatte man keinen Kontakt gehabt.

Man wisse auch nicht genau, wo die Beobachter sich befänden und wer sie festhalte, so Neukirch. Auf einen entsprechenden Vorwurf der prorussischen Kräfte angesprochen, dass im Bus der Militärbeobachter Kriegsmaterial gefunden worden sei, meinte Neukirch: "Es wäre ungewöhnlich, wenn unbewaffnete Munition und Sprengstoff mitführen". Die OSZE-Beobachtermission werde durch den Zwischenfall nicht infrage gestellt. "Unsere Mission läuft auf alle Fälle weiter", sagte Neukirch.

Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier forderte Russland in einem Gespräch mit seinem Amtskollegen Sergej Lawrow auf, sich für die Freilassung der OSZE-Beobachter einzusetzen.

Demnächst Sanktionen von G7, USA und EU

Die G7-Staaten hätten sich drauf geeinigt, "zügig" neue Sanktionen gegen Russland zu verhängen, erklärte die Gruppe in einer gemeinsamen Mitteilung, die das Weiße Haus am Samstag veröffentlichte.

Laut Diplomaten wird auch die EU am Montag eine Liste mit 15 weiteren russischen Personen veröffentlichen, die für die Unruhen in der Ukraine verantwortlich gemacht und nun mit Strafmaßnahmen belegt würden, hieß es zur Agentur Reuters. Die USA würden am gleichen Tag Sanktionen gegen russische Organisationen sowie Individuen aus dem engen Umfeld des russischen Präsidenten Wladimir Putin verhängen. Die Sanktionsliste der EU und der Strafkatalog der USA würden sich nur in einigen Punkten überschneiden und ansonsten auf unterschiedliche Personen zielen. (Text: APA, Red.)