Parlamentswahl im Irak

Zum ersten Mal seit dem Abzug der US-Armee vor zweieinhalb Jahren wählen die Iraker heute ein Parlament - nach einem Wahlkampf, der von Gewalt und Terror begleitet war. Islamistische Terroristen versuchen vor allem in den Siedlungsgebieten der Sunniten im Westirak sowie in Bezirken um die Hauptstadt Bagdad, die Abstimmung zu verhindern. Ministerpräsident Nuri Al Maliki will sich dennoch eine dritte Amtszeit sichern.

Morgenjournal, 30.4.2014

Irreguläre Verhältnisse

Wer im Irak heute zur Wahl geht, der trifft vor dem Wahllokal auf schwerbewaffnete Soldaten mit Splitterschutzweste. Leibesvisitationen sind ein Normalzustand, denn die Gewalt ist allgegenwärtig im Irak - und sie macht vor der Wahl keineswegs Halt. Guido Steinberg, Nahostexperte der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin sagt, dass das die demokratische Legitimation beeinflussen kann: "Wahrscheinlich werden vor allem im Nordwesten des Landes sehr viele Sunniten nicht in der Lage sein, ihre Stimmen abzugeben."

Ein Mann, der aus der besonders unruhigen Provinz Anbar vertrieben worden ist, erzählte gestern in Bagdad von den Schwierigkeiten vor der Wahl: "Wir, die Vertriebenen, wissen noch nicht einmal, wo das Wahllokal sein wird, der genaue Ort wurde noch nicht bekannt gegeben."

Langfristproblem Korruption

Die Wahlversprechen reichen von neuen Wohnungen über Infrastrukturprojekte bis zu mehr Sicherheit. Versprechungen aus 1001 Nacht hat das einer der vielen Kandidaten unlängst genannt. Für die Iraker ist das auch keine zusätzliche Motivation, wählen zu gehen. Die grassierende Korruption tut da noch das ihre dazu, erklärt Guido Steinberg - längerfristig wahrscheinlich noch ein größeres Problem als die Sicherheitslage: "Der Irak ist zur Beute einer politischen Elite geworden."

Die Erinnerung an die langen Regierungsverhandlungen nach der letzten Wahl sind ebenfalls noch gut, oder besser: schlecht in Erinnerung. Nuri Al Maliki schaffte es damals, zum zweiten Mal Ministerpräsident zu werden, obwohl seine Partei nicht die stärkste wurde. Das könnte sich diesmal wiederholen, mit kräftiger Hilfe Teherans, denn der Iran mischt im Hintergrund mit wachsendem Einfluss mit.