Machtkampf in Afghanistan

Die Präsidentenwahl in Afghanistan wird wohl nicht zur Stabilisierung der Lage im Land beitragen. Nach dem vorläufigen Wahlergebnis hat überraschend Ashraf Ghani, der ehemalige Finanzminister gewonnen - mit mehr als 56 Prozent der Stimmen. Weit abgeschlagen ist der Favorit dieser Wahl, Abdullah Abdullah, früherer Außenminister. Dieser spricht denn auch von Wahlbetrug und will nun eine Gegenregierung etablieren.

Abendjournal, 8.7.2014

Die Wahl hätte dem Land Stabilität bringen sollen, doch nun schaut es nach mehr Chaos aus: Abdullah Abdullah - der ursprüngliche klare Favorit der Wahl, hat nach dem veröffentlichen vorläufigen Ergebnis überraschend haushoch verloren: dementsprechend heftig seine Reaktion: er akzeptiere dieses Ergebnis nicht, ruft er heute seinen Anhängern zu.

Das sei massiver Wahlbetrug. Er selbst sei der rechtmäßige Präsident, in den kommenden Tagen werde er seine Regierung vorstellen, kündigt Abdullah heute an.

Eine Parallelregierung - allein die Andeutung lässt in den USA die Alarmglocken schrillen. US-Außenminister John Kerry verlangt eine vollständige Prüfung aller Fälschungsvorwürfe. Allein der Versuch einer unrechtmäßigen Machtübernahme werde für Afghanistan Konsequenzen haben, so Kerry wörtlich.

Die Wahlkommission in Kabul hat unterdessen Fehler zugegeben. Es sei ja erst das vorläufige Ergebnis, meint der Leiter der Kommission entschuldigend. Bis zum endgültigen Ergebnis könne es da noch Veränderungen geben.

Die Gefahr, dass Nachwahlfehden in einen offenen Konflikt münden, sei gegeben, sagt der Afghanistan-Experte Thomas Ruttig.

Erst heute wurde wieder ein Selbstmordanschlag verübt: 16 Menschen wurden getötet, darunter 4 NATO-Soldaten. Dazu bekannt haben sich die radikal-islamischen Taliban.