Yukos: Moskau zu 50 Mrd. Dollar verurteilt

Russland soll einer Gruppe ehemaliger Aktionäre des zerschlagenen russischen Ölkonzerns Yukos eine Entschädigung von 50 Milliarden US-Dollar (37,2 Mrd. Euro) zahlen. Das entschied der Ständige Schiedsgerichtshof in Den Haag nach einer Klage von Großaktionären des einstigen Ölkonzerns von Kremlgegner Michail Chodorkowski.

Mittagsjournal, 28.7.2014

Schwere Niederlage für Putin

Es ist eine schwere politische Niederlage für den russischen Präsidenten Vladimir Putin und ein schwerer Schlag für die russische Wirtschaft, nach den Sanktionen von EU und den USA wegen des Bürgerkriegs in der Ukraine. 100 Milliarden US-Dollar haben die Kläger verlangt, 50 Milliarden hat heute das ständige Schiedsgericht in Den Haag den ehemaligen Großaktionären von Yukos zugesprochen. Damit ist für die Kläger klar, Russland habe den Bankrott von Yukos aus politischen Motiven betrieben und dadurch die Aktionäre enteignet. Bis Mitte Jänner kommenden Jahres hat Russland nun Zeit, die 50 Milliarden US-Dollar zu bezahlen. Der Betrag macht etwa zehn Prozent der russischen Währungsreserven aus. Erwartet wird aber, dass Moskau das heutige Urteil anfechten wird. Und zwar mit der Begründung, das Schiedsgericht habe die russische Seite nicht angehört.

Chodorkowsky: Keine Schadensersatzansprüche

Insgesamt hat der Streit um den Ölkonzern Yukos über zehn Jahre lang gedauert. Im Oktober 2003 wird der damalige Yukos Konzernchef Michail Chordokowski, der damals reichste Mann Russlands verhaftet. Offiziell werden ihm Betrug und Steuerhinterziehung vorgeworfen, offenbar war Chodorkowski Präsident Putin zu mächtig geworden. Der Yukos Konzernchef gehörte damals zu den schärfsten Kritikern Putins und unterstützte die Opposition. Auch Chodorkowskys Partner Platon Lebedew wird festgenommen. Beide werden schuldig gesprochen, kommen ins Gefängnis und dann in ein Straflager. Der Ölkonzern Yukos wird zerschlagen, das meiste geht an den staatlichen Konkurrenten Rosneft.

Im Dezember vergangenen Jahres wird Chodorkowski überraschend von Präsident Vladimir Putin begnadigt, ein Monat später kommt auch sein früherer Partner Lebedew frei. Chodorkowksi lebt heute in der Schweiz, er gehört nicht zu den Klägern, seine Anteile an Yukos hat er schon im Jahr 2005 an seinen früheren Vorstandskollegen Leonid Nevzlin übergeben. Nach seiner Freilassung hat Chodorkowski erklärt, er wolle keine Schadenersatzansprüche an Russland stellen.