Zierhofer-Kin neuer Festwochen-Chef

Der Nachfolger von Markus Hinterhäuser als Intendant der Wiener Festwochen heißt Tomas Zierhofer-Kin. Der innovative Leiter des niederösterreichischen Donaufestivals ist für die Wiener Festwochen dann verantwortlich, wenn Markus Hinterhäuser nach seiner dritten Festwochen-Ausgabe die Leitung der Salzburger Festspiele übernimmt, also ab 2017. Von dort kennen sich die beiden auch bereits bestens. Ein Überraschungscoup der Wiener Kulturpolitik.

Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, der neue Intendant der Wiener Festwochen Tomas Zierhofer-Kin und Festwochenpräsident Rudolf Scholten

Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, der neue Intendant der Wiener Festwochen Tomas Zierhofer-Kin und Festwochenpräsident Rudolf Scholten

APA/HELMUT FOHRINGER

Mittagsjournal, 19.11.2014

Es war eine Überraschung und dann, wenn man es bedenkt, auch wieder nicht: als Tomas Zierhofer- Kin heute als zukünftiger Intendant der Wiener Festwochen im Rathaus präsentiert wurde. Überraschend war die eilige Pressekonferenz durch den Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, der nach langen Jahren der Intendanz Luc Bondy mit Markus Hinterhäuser eine neue Weiche für das wichtige Festival gestellt hat und mit der Bestellung Zierhofer-Kins sicherstellen will, dass es ein "neues, jüngeres Publikum weit über die Stammgäste der Wiener Festwochen hinaus gibt".

Einstimmig für Zierhofer-Kin

Seit einem Jahr hat Festwochenpräsident Rudolf Scholten Gespräche geführt, rund 16 Kandidaten und Kandidatinnen haben sich beworben und die Jury entschied sich einstimmig für Zierhofer-Kin sagte Scholten heute, der jetzt für fünf Jahre bestellt wird, ohne Verlängerungsmöglichkeit. Scholten hofft auf einen "exemplarischen Intendanten-Übergang, der in Kollegialität und Friedlichkeit ablaufen wird".

Spartengrenzen sind out

Und das ist wahrscheinlich, da Hinterhäuser und Zierhofer-Kin, ein gebürtiger Salzburger in der Ära Mortier das Zeitfluss-Festival bei den Salzburger Festspielen gegründet hatten und auch damals schon für das Auflösen von Spartengrenzen plädierten, die in einem zeitgenössischen Festival ihrer Meinung nichts mehr zu suchen haben.

Team statt Direktoren

So wird es in Zukunft auch keine eigenen Schauspiel oder Musikdirektionen bei den Festwochen geben, die meist zu internem Hick-Hack geführt haben. Zierhofer-Kin will das Festival mit einem Team von Dramaturgen und Kuratorinnen partnerschaftlich führen. Er ist gegen Abgehobenheit und Ghettoisierung des Kulturbetriebs, gegen die längst unzeitgemäße Trennung von U und E und für den utopischen Anspruch eines städtischen Festivals, das neue, vor allem auch jugendliche Schichten für die Kultur begeistern will. Das hat er beim Donaufestival in Niederösterreich seit zehn Jahren erfolgreich bewiesen und deswegen ist seine Bestellung wiederum auch gar nicht so überraschend.

"Motor für Ausnahmezustand"

"Einen Motor für einen künstlerischen Ausnahmezustand" sollen die Wiener Festwochen darstellen. Wesentliche Künstler/innen und Denker/innen sollen nach Wien geholt werden, um hier zu produzieren und ihre Arbeiten zu zeigen. "Aber - und das ist der ‚Ausnahmezustand‘ für mich - wir wollen einen intensiven Dialog initiieren: sowohl mit den Institutionen der Stadt Wien, mit der Wiener Kulturszene und nicht zuletzt mit den Menschen, die hier leben", so der designierte Intendant.

Die Weichen der Wiener Festwochen in Richtung Zukunft sind also gestellt. Das Festival, das einst nach dem Zweiten Weltkrieg als Frischzellenkur für die Stadt gegründet wurde, wird strukturell und inhaltlich erneuert und verjüngt und der Kurs, den Markus Hinterhäuser mit seiner ersten so erfolgreichen und spannenden Ausgabe des Festivals heuer gestartet hat, findet mit seinem Freund und Weggefährten Tomas Zierhofer-Kin gewiss eine Fortsetzung.