Proteste nach Ferguson-Urteil - Lage eskaliert

Der weiße Polizist Darren Wilson muss sich nicht für die tödlichen Schüsse auf den schwarzen Jugendlichen Michael Brown in der amerikanischen Kleinstadt Ferguson vor Gericht verantworten. Eine "Grand Jury" hat entschieden, dass die Beweise, Indizien und Zeugenaussagen nicht für eine Anklage ausreichen. Wie befürchet, sind nach der Bekanntgabe gewalttätige Unruhen ausgebrochen. In mehreren amerikanischen Städten gab es Protestdemonstrationen.

Brennende Autos in Ferguson

EPA/LARRY W. SMITH

Mittagsjournal, 25.11.2014

Autos und Häuser brennen

Dieser Satz von Staatsanwalt Robert McCullogh hat die neuerlichen Unruhen in Ferguson und US-weite Proteste ausgelöst: "Die Jury hat keinen glaubhaften Grund gefunden, Officer Wilson anzuklagen", sagt McCullogh. Alle fünf möglichen Anklagepunkte wurden verworfen. Die Reaktion darauf war vorhersehbar.

Ausgehend von dem Gerichtsgebäude in Ferguson, vor dem einige hundert Menschen im Radio hörten, was der Staatsanwalt sagte, breitete sich der Protest später auch die Gewalt aus. Zahlreiche Autos und mehrere Häuser wurden in Brand gesetzt. Es waren auch Schüsse zu hören. Die Polizei gab später bekannt, dass es in Ferguson keine Verletzten gab. Ein Polizist soll außerhalb der Kleinstadt durch einen Schuss am Arm verletzt worden sein. Auch Tränengas wurde in Ferguson eingesetzt. Die verstärkte Bereitschaftspolizei wurde mit Steinen beworfen, einige Geschäfte geplündert.

Viele Demonstranten knieten sich wieder in Reihen mit erhobenen Händen hin - das ist die Haltung, in der Michael Brown von Darren Wilson mit mehreren Schüssen getötet wurde. Die Eltern des getöteten Teenagers zeigten sich bitter enttäuscht, riefen aber dazu auf, keine Gewalt anzuwenden.

"Der Kampf hat nie aufgehört"

US-Präsident Barack Obama versuchte noch in der Nacht zu beruhigen. Bei einem TV-Auftritt zeigte er zunächst Verständnis: "Manche werden zustimmen, manche sind enttäuscht oder verärgert - das ist eine verständliche Reaktion." Dennoch sei Gewalt keine Lösung, meinte Obama. Die USA seien schließlich ein Rechtsstaat. Dann kam er auf den wesentlichen Punkt zu sprechen, der in Ferguson das gesellschaftliche Klima prägt: "In zu vielen Teilen des Landes herrscht zwischen der Polizei und farbigen Gemeinden ein tiefes Misstrauen. Das ist das Vermächtnis der Rassendiskriminierung. Und das ist tragisch, weil niemand gute Polizeiarbeit mehr braucht als arme Gemeinden mit hoher Kriminalitätsrate."

Ferguson zum Beispiel hat eine überwiegend schwarze Bevölkerung, aber eine fast reinweiße Polizei. Ohne die Stadt zu nennen, sagte der Obama: "Es ist auch wahr, dass es Probleme gibt, und die werden nicht von den farbigen Gemeinden erfunden."

Bei den inzwischen losgebrochenen Demonstrationen in mehreren amerikanischen Städten werden solche Worte aber nicht mehr geschätzt. Eine Demonstrantin sagt: "Das ist eine Schande. Offensichtlich töten Polizisten Menschen und missbrauchen ihre Macht und das System ist korrupt." Ein anderer meint, dass er nicht überrascht sei: "Der Kampf habe nie aufgehört."

"Ein Schwarzer ermordet, keine Gerechtigkeit, kein Frieden" skandieren viele Demonstranten - und artikulieren damit das Gefühl, das viele Menschen heute in den USA haben werden.