Erstes Krebsrahmenprogramm veröffentlicht

In Österreich erkranken pro Jahr rund 38.000 Menschen an Krebs, 20.000 sterben daran. Eine Krankheit, die Betroffenen wie Angehörigen den Boden unter den Füssen wegzieht. Eine Krankheit, die alle fordert - auch die Medizin und das Gesundheitssystem. Am Abend ist in Wien das erste österreichische Krebsrahmenprogramm präsentiert worden.

Mittagsjournal, 25.11.2014

Sechs Themenbereiche für zielgerichtete Versorgung

Das Ziel des Krebsrahmen-Programms ist klar definiert: Jeder von uns in Österreich soll egal, wie alt er ist, wo er wohnt und welchen familiären Hintergrund er hat, die bestmögliche Krebs-Therapie bekommen, was - wie die Experten des Onkologie-Beirats sagen - nicht der Fall ist. Ein Bespiel: Menschen über 65 sind bei innovativen Krebstherapien eindeutig benachteiligt, sagt Richard Greil, von der Universitätsklinik für Innere Medizin in Salzburg: "Die Unterbehandlung von Krebspatienten
mit höherem Lebensalter ist achtfach höher als bei Menschen, die unter 65 Jahre alt sind."
Das müsse sich ändern.

Damit die Versorgung zielgerichtet und gerechter werden kann, behandelt das Strategiepapier sechs Themenbereiche, die die Politik in den nächsten Jahren beherzigen sollte, so der Beirat. Dazu gehört eine öffentliche Gesundheitsvorsorge, die sich an Fakten und nicht etwa an Landtagswahlen orientiert, heißt es.

Stichwort Rauchen: Etwa ein Viertel aller Krebs-Todesfälle - von HNO-Tumoren über Lungenkrebs - sind auf Tabak zurückzuführen. Umso unverständlicher ist es für den Onkologie-Beirat, dass Österreich in Sachen Nichtraucher-Schutz in Europa das Schlusslicht darstellt. Rauchen in Lokalen gehöre verboten, sagt Hellmut Samonigg vom Universitätsklinikum Graz: "Unser Anspruch ist, dass wir vom letzten Platz aufs Stockerl kommen und nicht so eine scheinheilige Lösung machen, wie wir sie die letzten Jahre gehabt haben, die im Endeffekt dazu führt, dass alle acht Stunden jemand an Passivrauch stirbt."

Zukunftsorientiere Krebstherapie

Neben der Prävention setzt das Strategiepapier auch auf eine deutlich verbesserte Datenerfassung durch die Statistik Austria und es legt einen Schwerpunkt auf die seelische Betreuung der Tumorpatientinnen. Die "Psycho-Onkologie" müsse ausgebaut werden.

Fazit der Experten: Mit dem jetzt vorhandenen Krebsrahmenprogramm haben der Bund, die Länder und die Sozialversicherungen ein Papier in der Hand, das wissenschaftlich fundiert aufzeigt, wie eine zukunftsorientierten Krebstherapie ausschauen sollte, zum Wohle des Einzelnen und der Gesellschaft. Ob die Wissenschaft gehört wird, wird sich anhand der Erkrankungen und Todesfälle in 10 bis 20 Jahren zeigen.