"Café Sonntag"-Glosse von Georg Biron

On the Road in Österreich

Die berühmteste Figur des österreichischen Menschendarstellers Helmut Qualtinger ist ohne Zweifel "Der Herr Karl". Und dieser Ur-Wiener berichtet in seinem Monolog auch von einer Reise durch Österreich … Pasterzengletscher und es gäbe in diesem Land ja herrliche Berge und See-e. Und am Schluss der Reise wird der Herr Karl fast ein bisserl philosophisch, wenn er resümiert: Österreich ist ja schön. Des glaubad ma gor ned, wenn man immer in Wien ist.

Auch ein oberösterreichischer Filmemacher, der Reisecker Michi hat erkannt, dass Österreich ein lohnendes Motiv ist, denn es gibt hier sehr viele schöne Landschaften und einige ziemlich schräge Vögel, die man filmisch sezieren kann.

Nachdem der Reisecker Michi unterwegs war in der großen weiten Welt, also in Asien zum Beispiel oder in Australien und in Neuseeland, da hat er auf einmal behirnt, dass er noch nie im Burgenland oder in Vorarlberg war. "Es ist irgendwie traurig", sagt er, "weit zu reisen um ferne Länder, Menschen und Kulturen zu entdecken, ohne zuvor die eigene Heimat erkundet zu haben!"

Und so hat das alles angefangen mit "Reiseckers Reisen", diese ganze Dokumentarfilmerei, die man jetzt ab dem 9. Dezember um 23.25 Uhr auch wieder bei uns im Fernsehen in ORF eins "Die.Nacht" genießen kann. Ja! Genießen ist das richtige Wort, denn die Art und Weise, wie uns der Reisecker Michi 25 Minuten lang in unserem Land herumführt, das ist wirklich ein pralles Futter für die Augen und die Ohren und ein echter Genuss, von dem man nicht genug kriegen kann. Wahrscheinlich auch deshalb, weil alles so einfach gestrickt ist.

Der oberösterreichische Filmemacher ist im Alleingang unterwegs, ohne technisches Team macht er alles selber. Er hat sich einen alten weißen VW-Bus gekauft und geht damit wie Jack Kerouac in Österreich "on the road". Und im Internet - da hat er sich eine Brille gekauft, die wie ganz normale Augengläser ausschaut, aber da ist eine kleine Kamera eingebaut und ein Gerät für die Tonaufnahmen, das hat er in seiner Tasche.

Und so nähert er sich den Objekten seiner Begierde, der Reisecker Michi, und führt spannende Gespräche mit Menschen, denen er auf seinen Reisen zufällig begegnet. Er läutet irgendwo an einer Haustüre an oder geht in einen Garten oder redet mit jemandem, den er im Wirtshaus zum ersten Mal sieht. Aber: Hier wird niemand vorgeführt oder denunziert. Man muss schon verraten, dass es sich nicht um eine versteckte Kamera handelt, mit der gefilmt wird. Die Leute wissen schon, dass sie gefilmt werden, aber sie vergessen im Gespräch sehr schnell darauf. Manchmal vergisst sogar der Reisecker Michi selbst, dass er die Leute filmt und deshalb sind die Szenen und die Menschen und die ganzen Geschichten so authentisch und faszinierend. Am Wörthersee oder auch im Wienerwald. Schauen Sie sich das an!