20 Jahre EU-Beitritt: Eine Erfolgsbilanz

Vor 20 Jahren hat für Österreich eine neue Zeitrechnung begonnen. Zusammen mit Finnland und Schweden ist die Republik Teil der Europäischen Union geworden. Seit Jänner 1995 gehört das kleine Land im Zentrum des Kontinents einem Binnenmarkt mit heute mehr als 500 Millionen Menschen an. Gerade die Unternehmen haben viele Hoffnungen in die EU gesetzt. Aus Sicht der Wirtschaft haben sich auch viele Erwartungen erfüllt - angeschoben durch die Gemeinschaftswährung Euro und durch die Osterweiterung.

Mittagsjournal, 3.1.2015

Im 20 Jahres Vergleich haben die Zahlen Hochkonjunktur. Die Exportquote hat sich auf etwa 60 Prozent nahezu verdoppelt, der Wert der ausgeführten Waren sowie Dienstleistungen ist um das Dreifache - auf gut 125 Milliarden Euro - gestiegen. Die Investitionen in Österreich liegen mittlerweile ebenso im dreistelligen Milliardenbereich wie die heimischen Investitionen jenseits des Landes, vor allem wegen des Finanzsektors. Das gesamte Außenhandelsdefizit hat sich seit dem EU Beitritt halbiert. Die Unternehmen hätten die Chance gut genützt, resümiert Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung

Nach Berechnung von Ulrich Schuh vom Forschungsinstitut EcoAustria, sind die Vorteile des Beitritts breit gestreut, auch wenn das Land mehr in den EU Topf zahlt als es herausbekommt. Monopole - von Telekom bis Energie - sind gefallen, das Angebot ist gestiegen, die Einkommenskurve zeige nach oben und die Preise sind weitgehend stabil geblieben, so Schuh. Mittlerweile würden Herr und Frau Österreicher im Schnitt pro Monat 100 Euro mehr ausgeben können.

In etwa gleich geblieben ist im 20 Jahresabstand die Arbeitslosenquote. Sie beträgt, nach EU Berechnung an die 5 Prozent. Genützt hat der Beitritt zur Union all jenen, die in die Kategorie gut qualifiziert, gebildet und mobil fallen.

Per Saldo, so Schuh, sind durch den Beitritt mehr als 230.000 Jobs entstanden - bei steigender Einwohnerzahl sowie Dienstleistungsfreiheit.
Für Ulrich Schuh und für Christoph Neumayer sollte die Politik auf europäischer Ebene intensiver und offensiver auftreten, schon allein um nicht gegenüber anderen EU Mitgliedern an Boden zu verlieren.

Gleich wichtig sei die Arbeit im Inland, ergänzt Neumayer. Der Standort habe an Wettbewerbsfähigkeit sowie Attraktivität für internationale Investoren verloren. Das wirke sich negativ auf Wachstum, Beschäftigung und somit Budgetlage aus.