Bismuth-Personale in der Kunsthalle Wien

Sein kurzer Ausflug in die Filmbranche wurde auf Anhieb mit einem Oscar ausgezeichnet: 2005 erhielt der französische Künstler Pierre Bismuth gemeinsam mit Charlie Kaufmann und Michel Gondry einen Oscar für das beste Originaldrehbuch des Dramas "Vergiss mein nicht!". Das Medium Film spielt auch in der bildenden Kunst von Bismuth eine zentrale Rolle. Die Kunsthalle Wien widmet ihm nun eine große Personale.

Mittagsjournal, 3.2.2015

Was wäre, wenn man die Erinnerung an eine verflossene Liebe einfach löschen könnte wie eine Datei am Computer. Die Welt wäre vermutlich um einige Liebeslieder und Gedichte ärmer und auch die Inspiration für so manches Kunstwerk hätte gefehlt. Rund um dieses Gedankenexperiment kreist der Film "Vergiss mein nicht". Regie führte Michel Gondry. 2005 wurde "Vergiss mein nicht" als Film, der mit dramaturgischer Raffinesse abseits der üblichen Hollywood-Konfektionsware überzeugt, von Kritik und Publikum gefeiert. Gekrönt wurde der Erfolgt mit einem Oscar für das beste Originaldrehbuch. Die Idee für das Drehbuch stammt vom französischen Künstler Pierre Bismuth, der gewissermaßen durch Zufall ins Filmbusiness stolperte und auf Anhieb auf einer Oscar-Party landete.

Ein Künstler im Filmbusiness

"Ich war ein guter Freund von Michel Gondry. Michel hat in den 1990er Jahren Musikvideos gemacht und hin und wieder hat er ein Kunstwerk von mir in seinen Videos verwendet. Wir haben uns gerne ausgetauscht. Bei einem Brainstorming entstand die Idee zu ‚Vergiss mich nicht‘. Michel bat mich, meine Idee niederzuschreiben. Das tat ich und völlig unerwartet habe ich damit einen Oscar gewonnen", erzählt Pierre Bismuth.

Bei der Gala zur Oscar-Verleihung stellte Bismuth fest, dass sich die vielen Stars vor allem langweilen. Glamour sieht anders aus. Dem Film hat der 1963 geborene Franzose zunächst den Rücken zugekehrt, um sich wieder ganz der Kunst zu widmen. Bismuths Oeuvre lässt sich nur schwer in eine Kritikerschublade stecken. Begonnen hat Bismuth mit Graphikdesign, er malt, er gestaltet Skulpturen und Installationen und auch das Medium Film ist in seinen Arbeiten äußerst präsent. Warum das so ist, erklärt Pierre Bismuth auf erfrischend unprätentiöse Art.

"Wenn ich intellektueller wäre, und mehr läse, würde ich mich auf Bücher beziehen und nicht auf Filme. Aber ich bin nun einmal ein bisschen ungebildet und arbeite mit Material aus meinem Umfeld. Ich gehöre zur ersten Generation, die vor dem Fernseher aufgewachsen ist. Von klein auf habe ich Filme gesehen und dieser Hintergrund fließt in meine Arbeit ein", sagt der französische Künstler Pierre Bismuth, dem die Kunsthalle Wien eine Personale widmet.

Spuren sichtbar machen

Zu sehen sind 60 Arbeiten, die zwischen 1988 und 2014 entstanden sind; zum Zweispiel die Serie "Following the right hand of…" Ging es im Film "Vergiss mein nicht" darum, Spuren auszulöschen, so geht es hier darum, Spuren sichtbar zu machen. Bismuth sah sich Filmklassiker an und zeichnete die Bewegungen der rechten Hand einer Schauspielerin auf Plexiglas nach. Das expressive Gekritzel, das durch dieses Verfahren entstanden ist, legte Bismuth über ein Standbild aus dem Film. Man sieht zum Beispiel Greta Garbo in "Anna Karenina" - ihr Blick schweift bedeutungsvoll in die Ferne, während im Vordergrund kindliches Gekritzel prangt. Ein ironischer Kommentar auf die Aura der künstlerischen Handschrift.

"Wenn ich eine Serie mache, in der ich der rechten Hand von Marilyn Monroe, oder Greta Garbo folge, wird mein Name automatisch unsichtbar, weil diese Leinwandgöttinnen viel berühmter sind als ich. Mein Name wird ausgelöscht und der Künstler, also ich, wird zu einer Art Assistent",sagt der französische Künstler Pierre Bismuth. Bismuths Arbeiten sind zuweilen sperrig und dem breiten Publikum weitgehend unbekannt. Die Personale in der Kunsthalle Wien bietet nun eine Möglichkeit, sich das vielschichtige Oeuvre des Oscar-Preisträgers kennenzulernen.

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