Christenverfolgung durch IS

In ihrem Kampf gegen Andersgläubige scheint die Terror-Miliz IS jetzt auch immer brutaler gegen Christen vorzugehen. Nach der Enthauptung von mehr als 20 koptischen Christen in Libyen Mitte Februar, haben Extremisten des sogenannten Islamischen Staates Anfang der Woche im Nordosten Syriens mehr als 200 assyrische Christen verschleppt. Ihr Schicksal ist ungewiss.

Morgenjournal, 27.2.2015

Mindestens 10 assyrische Dörfer haben IS Kämpfer diese Woche eingenommen, sie haben Kirchen und Wohnhäuser niedergebrannt. 200 möglicherweise bis zu 400 assyrische Christen, Frauen, Kinder und Alte sind verschleppt worden bestätigt Bassam Ishak, Präsident der oppositionellen Syrischen Nationalversammlung: "Einige haben versucht ihre verschleppten verwandten am Mobiltelephon zu erreichen. IS Mitglieder haben abgehoben und ihnen gesagt, dass sie bald den Kopf ihrer Verwandten erhalten würden".

Verlässliche Informationen aus der Region zu bekommen ist schwierig. Elmar Kuhn, General-sekretär von Christian Solidarity International, einem Verein der sich weltweit für verfolgte Christen und Religionsfreiheit einsetzt, steht so weit wie möglich in engem Kontakt mit Angehörigen der assyrisch-christlichen Minderheit im Nordosten Syriens.

Gerade die jüngsten militärischen Erfolge der Kurden gegen den sogenannten Islamischen Staat dürften indirekt zu der IS Offensive beigetragen haben, weil dadurch die Verbindung zwischen syrischen und irakischen IS gebieten bedroht worden sei, meint John Newton von der katholischen Hilfsorganisation "Aid to the church in need": Natürlich wissen wir, dass sich die Dörfer in einer strategische bedeutsamen Lage befinden, zwischen der Türkei und dem Irak, für die territoriale Integrität des IS also sehr wichtig.

Tausende Menschen sind auf der Flucht, zu Fuß. Und obwohl die türkische Grenze nur etwa 50 km nördlich liegt, flüchten die meisten assyrischen Christen Richtung Süden: Wir haben Berichte dass 600 Familien also bis zu 2.400 Menschen auf der Flucht sind. Die Stadt Hasakah im Süden soll 400 Familien aufgenommen haben.

Während John Newton noch auf einen möglichen Austausch der verschleppten Geiseln hofft, etwa um gefangene IS Kämpfer freizupressen befürchtet Elmar Kuhn von Christian Solidarity International das Schlimmste. Fest steht, von den Verschleppten gibt es seit Tagen kein Lebenszeichen mehr.