Mangel an Deutschkursen für Flüchtlinge

Ein erster Schritt zur Integration von Flüchtlingen sind Sprachkenntnisse. Allerdings fehlt es derzeit an Geld für Deutschkurse. Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) macht jetzt Druck, um trotz knapper Budgets wieder mehr solcher Kurse anbieten zu können.

Morgenjournal, 15.4.2015

Rund 8.000 Menschen aus Syrien haben im Vorjahr in Österreich um Asyl angesucht. Fast alle werden als Flüchtlinge anerkannt und bleiben im Land. Das heißt aber auch, dass sie hier leben und arbeiten wollen. Erster Schritt zur Integration sind Sprachkenntnisse. Und genau für diese Deutschkurse fehlt das Geld. Derzeit gibt es Wartezeiten von mehreren Monaten, um einen Platz in einem Deutschkurs zu bekommen. Die Ursache: zum einen mehr Flüchtlinge, zum anderen aber auch Kürzungen bei den Deutschkursen beim AMS, sagt Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP). Er hat deshalb heute das AMS, aber auch Vertreter von Ländern und Gemeinden eingeladen, um Lösungen für mehr Deutschkurse zu finden.

Arbeit erst nach Kursen

Fast drei Viertel aller Deutschkurse für Flüchtlinge bezahlt das AMS. Erst nach erfolgreicher Absolvierung eines Deutschkurses können Flüchtlinge über das AMS Arbeit suchen. Dass allein in Wien im Vorjahr fast 6.000 Deutschkurse eingespart wurden, sei kein guter Zeitpunkt gewesen, sagt Integrationsminister Sebastian Kurz, ÖVP. Für die vielen Flüchtlinge sei der IS in Syrien und im Irak schuld. Klar sei, dass die Menschen, die hier bleiben dürfen einen Kursplatz bekommen müssen. Kürzungen beim AMS kämen zur falschen Zeit.

Sein Ministerium habe über den Integrationsfond die Deutschkurse erhöht, aber der Bedarf werde weiter steigen. Für das heurige Jahr könnten bis zu 10.000 Plätze in Deutschkursen fehlen. Deshalb brauche es Unterstützung aus den Ländern und auch vom AMS, sagt Kurz.

Keine Ärzte als Taxifahrer

Die zentrale Frage, die heute bei den Gesprächen im Integrationsministerium zu klären sein wird: wer zahlt die Deutschkurse. Beim AMS heißt es, man sei nicht für Integration zuständig, hätte allerdings die Ressourcen für Deutschkurse. Nur in Zeiten knapper Budgets fehle das Geld. Man sei aber offen für Gespräche.

Zwischen 300 und 800 Euro kosten die Deutschkurse pro Teilnehmer. Im Vorjahr wurden allein vom AMS fast 30 Millionen Euro dafür ausgegeben. Nicht-Regierungsorganisationen unterstützen die Forderung nach mehr Deutschkursen. Allerdings sei das nur ein erster Schritt, es fehlen darüber hinaus gehende Programme zur Integration, sagt Herbert Langthaler von der Asylkoordination. Es fehlen Integrations- und Startwohnungen und Maßnahmen zum Arbeitsplatzzugang.

Vor allem syrische Flüchtlinge sind oft gut ausgebildet. Deshalb sei man im Integrationsministerium auch gerade dabei, die Anerkennung von Ausbildungen im Ausland leichter anzuerkennen, sagt Kurz. Ein Arzt, der in Österreich Taxi fahre, sei leider noch zu oft der Fall. Damit soll es mehr Flüchtlingen möglich sein, ihren Qualifikationen entsprechend in Österreich Arbeit zu finden.