Eine "Tonspuren"-Sommerserie

"Der gute Ton" - Preisgekrönte Features

Bildungspreise, Tourismuspreis, Anerkennung bei international bedeutenden Festivals, Prix Europa, Prix Italia, Prix Marulic und viele mehr - in den letzten Jahren wurden die "Tonspuren" mit einer Vielzahl an Preisen ausgezeichnet. Ein Anlass für uns, den roten Teppich auszurollen und einen Sommer lang ausschließlich preisgekrönte Sendungen aus 20 Jahren zu präsentieren: von 6. Juli bis 27. August jeden Montag, 21:00 Uhr (Da capo, donnerstags um 16:00 Uhr).

"Ich habe gar nicht gewusst, dass Sie auch Autorennen fahren", meinte vor einigen Jahren die Schriftstellerin Tess Gallagher, als ich ihr mitteilte, dass ich den Prix Italia gewonnen hatte. Wie die meisten hatte sie von diesem Preis noch nie etwas gehört, und sie hatte es als seltsam empfunden, dass ich es der Mühe wert fand, ihr - der Dichterin - von einem aus ihrer Sicht doch etwas abseitigen Erfolg zu berichten. Dabei ist der Prix Italia natürlich kein Motorsportereignis, sondern vielmehr das älteste und prestigeträchtigste Radio- und Fernsehfestival der Welt.

1948 in Capri gegründet, wird der Bewerb seither von Radio- und Fernsehstationen aller Länder alljährlich mit Programmen beschickt, und in den Annalen vermerkt man stolz die lange und zum Teil auch sehr prominente Teilnehmerliste dieses Festivals. Autoren wie Brecht und Calvino oder Cocteau und Duras. Bis heute gilt, dass ein Sieg bei diesem Festival so viel zählt wie in der Filmwelt ein Oscar.

Trotz aller Tradition blieb der Prix Italia ein Preis ohne Außenwirkung. Einer, der fast ausschließlich in der Medienwelt Gewicht hat. Wobei freilich allein die Siegerermittlung in der Kategorie "Radio Dokumentationen" bei diesem Festival eine Erzählung wert wäre. Wie da zum Beispiel eine internationale Jury tagelang in abgedunkelten, stickigen Räumen eine eingereichte Sendung nach der anderen hört – bis am Ende die Welt und alles, was es in ihr gibt, verschwunden sind und nur noch Radiosendungen existieren.

Die "Tonspuren" haben den Prix Italia zwei Mal gewonnen: einmal mit einem Feature über a-Moll, die "schlechteste Tonart von allen", und einmal mit einer Sendung über den Schriftsteller Raymond Carver, dessen Witwe Tess Gallagher den Sieg beim Festival in Palermo, 2002 mit ungläubigem Staunen zur Kenntnis nahm.

Preise wie diese freuen uns natürlich, auch wenn wir sie nicht überbewerten: Eine gelungene Sendung vorausgesetzt, hängt es immer auch von der Zusammensetzung der Jury und vom "Momentum" ab, ob eine Sendung mit Lorbeer bekränzt wird. Schließlich gibt es viele großartige Radiomacher/innen, die nie einen Preis bekommen haben. Andererseits ist es auffällig und ungewöhnlich, wie viele Auszeichnungen eine Literatursendung wie die "Tonspuren" in den vergangenen Jahren erhielten. Für uns ein Anlass, einmal den roten Teppich auszurollen und einen Sommer lang ausschließlich preisgekrönte Features zu präsentieren …

Das ganze riecht übel nach Provinz

Den Auftakt macht eine Sendung, die sich mit einem dunklen Kapitel der österreichischen Theatergeschichte beschäftigt: damit, wie der Kommunist Bertolt Brecht nach dem Zweiten Weltkrieg fast zehn Jahrelang an Wiens Bühnen boykottiert wurde (6. Juli).

Michel de Montaignes Tagebuch der Reise nach Italien

Tagebucheintragungen eines Kranken, der nie müde wird, seine eigenen körperlichen Zustände bis ins kleinste Detail zu beschreiben, stehen im Mittelpunkt von Teil zwei: Eine Reise nach Italien zu dem an Nierensteinen leidenden französischen Philosophen Michel de Montaigne (13. Juli).

Der unsichtbare Widerstand

Von der Sehnsucht nach einem Leben ohne Zwang, ohne das enge Korsett von Bekleidungs- und Verhaltensvorschriften erzählen Tausende Internet-Tagebücher im Iran. Das Feature "Der unsichtbare Widerstand" dokumentiert regimekritische Alltagsprosa aus der islamischen Republik (20. Juli).

Das doppelte Leben des Raymond Carver

Und der vierte Teil schließlich porträtiert einen Mann, der sowohl mit seinen Kurzgeschichten als auch mit seiner wechselvollen Lebensgeschichte seine Leser und Leserinnen fasziniert: "In der Seele gibt es ein Bedürfnis, nicht zu denken. Das doppelte Leben des Raymond Carver" (27. Juli).

a-Moll

Mit "a-Moll. Eine Geschichte in fünf Ganz- und zwei Halbtonschritten" wird die Sommerserie im August fortgesetzt: der Dreiklang A-C-E und seine literarischen, philosophischen und musikwissenschaftlichen Deutungen (3. August).

Über das Unglück, ein Grieche zu sein

Zu welch scharfer Selbstkritik Griechen fähig sind, zeigt im Anschluss daran Teil sechs, das Feature "Über das Unglück, ein Grieche zu sein". Eine Reise durch ein Land, dessen Krise nicht enden will – mit Aphorismen des Athener Philosophen Nikos Dimou im Gepäck (10. August).

Zwischen Kreuz und Galgen

Teil sieben widmet sich einem Roman, der lange als verschollen galt und nur durch einen Zufall Jahrzehnte nach seinem Entstehen wiederentdeckt wurde: "Gefangen zwischen zwei Kriegen", den der steirische Publizist Kurt Neumann über die Februarkämpfe von 1934 verfasste. Ein außergewöhnliches literarisches Dokument (17. August).

Der Preis der Freiheit

Und zum Abschluss porträtieren wir im achten Teil eine Frau, die sich von Männern nie den Mund verbieten ließ: die ägyptische Aktivistin und Schriftstellerin Nawal El Saadawi –"Der Preis der Freiheit" (24. August).