Brigitte Naprudnik, Grafik

Brigitte Naprudnik studiert Grafik am Mozarteum in Salzburg. In der Ausstellung samt Performance zu ihrer Diplomarbeit denkt sie über das Mitfühlen in der Kunst nach.

Brigitte Naprudnik

Brigitte Naprudnik

PRIVAT

Was ist Kunst?

Kunst ist vielfältig und in irgendeiner Form hat sie immer mit Öffentlichkeit zu tun. Nicht was Kunst ist, empfinde ich als wichtig, sondern was sie mit mir tut. Daran erkenne ich die Kunst. Sie berührt mein Inneres, dafür muss ich sie nicht einmal intellektuell verstehen und dazu muss Kunst in keinem Museum hängen, in keinem Konzertsaal stattfinden. Sie muss lediglich gespürt werden, ohne Spüren geht es nicht – berührt mich nichts, will ich nicht von Kunst sprechen; auch nicht, wenn ich mich mit einer international anerkannten Arbeit auseinandersetze. Folgt man meiner Definition, hat Kunst auch einen sehr individuellen Faktor, der sie bestimmt.

Wie sind Sie zur Kunst gekommen?

Durch intensives Spüren, der inneren Notwendigkeit und Lust, etwas auf den Punkt zu bringen und dies in meiner Sprache anderen mitzuteilen.

Kommt Kunst von können, müssen oder wollen?

Das "Tun" kommt vor allem von "wollen" und dem Wunsch, sich anderen mitzuteilen. Ob daraus "Kunst im herkömmlichen Sinn" wird, hängt wesentlich von anderen Menschen, Präsenz, lebenslanger Ausdauer und Glück ab. Wenn man nicht ein gewisses Maß an Können erreicht, wird man schwer andere Menschen langfristig berühren können. Ich glaube, das Müssen zielt auf eine überholte Sicht der Künstler/innen als Genie ab. Wir leben im 21. Jahrhundert in Europa und "müssen" daher sehr wenig – auch nicht Genie sein um ein/eine gute Künstler/in zu werden.

Wo würden Sie am liebsten ausstellen?

Da wo viele Menschen meine Arbeit rezipieren können.

Mit wem würden Sie gerne zusammenarbeiten?

Ich würde sehr gerne einmal mit Tracey Emin zusammenarbeiten.

Wie viel Markt verträgt die Kunst?

Unser Wirtschafts- und Gesellschaftssystem in Europa ist die demokratische, freie bzw. soziale Marktwirtschaft. Will man nicht verhungern und seinen gesellschaftlichen Beitrag leisten, kann man sich auch als Künstler/in diesem Umstand nicht entziehen. Durch Kunst als Anlage- bzw. Spekulationsobjekte sind die Preise für Kunst bekannter Künstler/innen entgleist. Sie stehen in keiner Relation mehr zum Geldwert der gute Arbeiten unbekannter Künstler/innen. Ziel sollte es sein, hier einen Ausgleich zu schaffen zwischen sehr wenigen außerordentlich gut verdienenden und einer Masse sehr schlecht verdienenden Künstler/innen. Das heißt nicht, dass alle gleich viel verdienen sollten, sondern eine andere Orientierung und Wertschätzung gefragt sind. Dies würde ein Umdenken von Kurator/innen, Sammler/innen, Institutionen und Rezipient/innen voraussetzen.

Und wie viel Kunst verträgt der Markt?

Gibt es ein zu viel an Kunst in einer "fühlenden Gesellschaft"? Soll die "Menge Kunst" sich wirklich an marktwirtschaftlichen Kriterien messen? Soll man Menschen, die sich künstlerisch mitteilen wollen, einschränken, weil es der Markt nicht verträgt?

Wofür würden Sie Ihr letztes Geld ausgeben?

Wenn es mein letztes Geld wäre, hieße das, es wäre wenig und ich hätte nie wieder die Möglichkeit, zu Geld zu kommen. Ich denke, ich würde Samen für meinen Gemüsegarten oder etwas zu essen kaufen, um mich und meine Kinder weiterhin ernähren zu können.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Als fühlende, schaffende Künstlerin mit Atelier in Salzburg und hoffentlich vielen Verbindungen, Vernetzungen in die weite Welt.

Haben Sie einen Plan B?

Falls ich ihn brauche, wird er sich ergeben.

Wann und wo sind Sie das letzte Mal unangenehm aufgefallen?

Mit einer Performance zu ausgewählten Arbeiten von Andrea Fraser im Museum der Modern Salzburg. Ich habe mit zwei Kolleginnen und Marmeladen Raum besetzt und Bezüge zum Kunstmarkt, Institutionen, SammlerInnen und KünstlerInnen und natürlich zu Andrea Fraser hergestellt.

Wollen Sie die Welt verändern?

Die Welt hat eine Zeitlichkeit mit der ich nicht mithalten kann, doch ich möchte meine Spuren in/auf dieser Welt hinterlassen.

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