Peter Pakesch kehrt Graz den Rücken

Es war eine der großen personellen Überraschungen des diesjährigen Kultursommers: Vor wenigen Tagen reichte Peter Pakesch, der langjährige Intendant des Grazer Universalmuseums Joanneum, seinen vorzeitigen Rücktritt ein. Im "Ö1 Morgenjournal" nahm er nun erstmals Stellung und machte die steirische Kulturpolitik für seinen Rückzug verantwortlich.

Morgenjournal, 22.9.2015

Es war eine der großen personellen Überraschungen des heurigen Kultursommers - vor wenigen Tagen reichte Peter Pakesch, langjähriger Intendant des Grazer Universalmuseums Joanneum, seinen vorzeitigen Rücktritt ein. Der Vertrag von Pakesch wäre noch bis 2017 gelaufen. Seither wird über die Gründe für diesen Schritt spekuliert. Die steirische Landespolitik spielte die Entscheidung des Intendanten als "weniger dramatisch als medial kolportiert" herunter - Peter Pakesch selbst hielt sich mit Aussagen zu seinen Beweggründen bisher zurück.

"Keine Perspektiven für Weiterentwicklung"

Peter Pakesch findet klare Worte zu seinem vorzeitigen Abschied als Chef des Grazer Joanneums: "Ich kann mit Kulturpolitik nichts mehr anfangen! Und ich sehe auch nicht die Perspektiven, die ich für die Weiterentwicklung des Museums für wichtig erachte." Nach dem Rücktritt von Pakesch hatte der steirische Kulturlandesrat Christian Buchmann (ÖVP) die Vertragsauflösung noch als grundsätzlich harmonisch dargestellt. Pakesch geht nun deutlich auf Distanz zur Landespolitik. Ihm habe es an politischem Rückhalt für die Weiterentwicklung seiner Visionen gefehlt.

"Hauptsache Quote"

Zwölf Jahre leitete Pakesch das Universalmuseum in seiner Heimatstadt Graz. Unter seiner Federführung entstand etwa das im Volksmund "Blaue Blase" genannte neu errichtete Kunsthaus. Die Bilanz des Ex-Chefs fällt durchwegs positiv aus: "Wir konnten das Museum ins 21. Jahrhundert bringen. Jetzt hätte es noch weitere Schritte gebraucht, vor allem in Richtung der Sammlung."

Pakesch berichtet von längeren Reibereien mit der steirischen Kulturpolitik, die sich in den vergangenen zwei Jahren zugespitzt hätten. Die Konflikte dahinter sind für Pakesch grundsätzlicher Natur. Er beklagt, dass sich die neuere Politik "sich immer mehr populistischen Forderungen" unterwerfe. "Es ist egal, was gezeigt wird - Hauptsache, es bringt Quote."

Nachlass von Maria Lassnig

Für den nunmehrigen Ex-Intendaten geht es direkt in die nächste berufliche Herausforderung: Pakesch wird sich um den Nachlass der Malerin und Medienkünstlerin Maria Lassnig kümmern. Als Vorsitzender im Stiftungsrat der Maria-Lassnig-Stiftung wird er strategische Akzente setzen und sich vor allem der stärkeren internationalen Positionierung der Künstlerin widmen. Daneben wird sich die Lassnig-Stiftung auch der Förderung junger Künstlerinnen und Künstler widmen. Für November kündigt Peter Pakesch weitere Informationen zu den Schwerpunkten seiner neuen Tätigkeit an.

Service

Mehr über Peter Pakesch und seine Anfänge als Galerist in Wien gibt es im heutigen "Kulturjournal", das sich unter anderem der Ausstellung "Ballgasse 6" im Wien Museum widmen wird. Heute ab 17.09 Uhr.

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