Ausstellung "Ballgasse 6" im Wien Museum

Von 1981 bis 1993 war eine kleine Galerie in der Wiener Innenstadt ein Katalysator für einen Modernisierungsschub der österreichischen Kunstszene - die Galerie Pakesch in der Ballgasse 6. Genau so nennt nun auch das Wien Museum seine Ausstellung über die einflussreiche Galerie, die so eng mit klingenden Namen wie Herbert Brandl, Otto Zitko, Heimo Zobernig oder auch Franz West verbunden ist.

Herbert Brandl, Heimo Zobernig, Peter Pakesch und Franz West

Herbert Brandl, Heimo Zobernig, Peter Pakesch und Franz West

DIDI SATTMANN/PRIVATARCHIV

Galerist Peter Pakesch trat Anfang der 1980er an, um mit frischem, internationalem Wind der Wiener Szene ihren Mief auszutreiben. Ab Donnerstag kann man Geschichte, Einfluss und Wirkung der Galerie Pakesch im Wien Museum noch einmal nacherleben.

Kulturjournal, 22.9.2015

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Wien Museum - Ballgasse 6. Galerie Pakesch und die Kunstszene der 80er
24. September 2015 bis 14. Februar 2016

Groß war sie nicht, die Galerie in der Wiener Ballgasse, doch die 220 Quadratmeter boten genug Platz, um nicht nur einem Lebensgefühl des Aufbruchs Raum zu geben, sondern auch um die Wiener Kunstszene ordentlich durcheinanderzuwirbeln. Dass die Galerie anfangs nur ein Viertel-Telefon hatte und Pakesch mit Geldsäcken voller Münzen zu einer Telefonzelle gehen musste, war typisch für das damalige Wien und seine Kunstszene.

Der ungeduldige Tempomacher

Pakesch zog es mit seiner Galerie in die Ferne, zu den renommierten Kunstmessen und internationalen Großausstellungen. Ihm gelang es mit jungen Künstlern wie Herbert Brandl, Otto Zitko, Heimo Zobernig oder Franz West Farbe in den Kunstbetrieb zu bringen. Mit erst 26 Jahren war er jung genug, um seine Ideen ohne Rücksicht auf Verluste zu verwirklichen.

In einer Stadt, die behäbig auf die Zukunft zurollte, wirkte Pakesch wie ein ungeduldiger Tempomacher - einer, dem es nicht schnell genug gehen konnte. Internationalisierung war für Peter Pakesch alles andere als eine Einbahnstraße: Neben den Kölner Jungstars Albert Oehlen oder Martin Kippenberger waren etwa auch Michelangelo Pistoletto oder der Amerikaner Mike Kelley schon früh in Wien zu sehen.

Auch Musikern stand die Galerie offen. Angetrieben durch einen ebenso dilettantischen wie brachial lauten Sound bildeten Art Rock und Kunstbetrieb ein gemeinsames Biotop. Bands wie Wirr, Dumpf oder Monoton bewegten sich zwischen Punk, Synthie und minimaler Elektronik.

Zeitreise in ein Epizentrum

Für Direktor Wolfgang Kos wird die Ausstellung seine Abschlussarbeit im Wien Museum - eine bewusst autobiografische, weil Kos selbst als Kultur-Journalist zu Beginn der 1980er umtriebig war. Im Rückblick kritisiert Kos vor allem "dieses doch etwas Matchohafte". Interessant sei im Rückblick, dass Peter Pakesch fast nur Bildhauer und Maler gezeigt hat. "Das sind die traditionellen Männlichen Disziplinen", sagt Kos. "Videokunst oder Fotografie hat er nicht gezeigt - Bereiche, in denen Frauen in Wien einiges geleistet haben."

Wie auf einer dreidimensionalen Pinnwand breitet die Ausstellung im Wien Museum das Archiv der Galerie Pakesch aus: Fotos sind da ebenso zu sehen, wie Plakate oder Dokumente des alltäglichen Kunstbetriebs. Daneben auch Werke von West, Zobernig, Pistoletto und Kelley. "Ballgasse 6" wird so zu einer Zeitreise in ein Epizentrum der aufbrechenden Wiener Kunstszene - voller Erinnerungs-, und Fundstücke, die die damalige Ära wieder spürbar werden lassen.

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