Assad bei Putin in Moskau

Einen überraschenden Blitz-Besuch gab es gestern Abend in Moskau: Syriens Präsident Baschar Al-Assad ist erstmals seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs in seinem Land ins Ausland gereist und hat Russlands Präsidenten Putin besucht. Dieser ist einer der letzten engen Verbündeten des Regimes Assad, das in letzter Zeit im Kampf gegen Aufständische und den Islamischen Staat große Verluste erlitten hat.

Baschar al-Assad und Wladimir Putin

AFP PHOTO / RIA NOVOSTI / KREMLIN POOL / ALEXEY DRUZHININ

Mittagsjournal, 21.10.2015

Aus Moskau,

Assad kam, um Danke zu sagen, für die russischen Luftschläge in Syrien, die die syrische Armee unterstützen, aber auch für die politische Unterstützung Moskaus. Der russische Präsident seinerseits betonte einmal mehr, an der Seite Assads gegen den internationalen Terrorismus zu kämpfen - und Syrien auch bei einer politischen Lösung des Konflikts helfen zu wollen.

Der kurze Besuch des syrischen Präsidenten in Moskau kommt nicht nur überraschend, sondern wird zunächst auch geheim gehalten: erst heute Morgen informiert der Kreml darüber, als Baschar Al Assad längst wieder zu Hause in Syrien ist. Doch nun laufen die Bilder des Treffens im Kreml fast ununterbrochen über die Bildschirme des russischen Fernsehens. Mit einer klaren Botschaft: hier führt Präsident Putin Regie.

Gleich zu Beginn des Gesprächs dankt Putin Assad für seinen Besuch und betont, dass dieser auf Initiative Moskaus stattfand: „Trotz der dramatischen Situation in Syrien sind Sie unserer Bitte gefolgt und sind nach Russland gereist“. Russland helfe dem syrischen Volk im Kampf gegen den internationalen Terrorismus, der Syrien den Krieg erklärt habe, betont Putin. Seit Ende September fliegt die russische Armee Luftschläge in Syrien. Offiziell, um Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat zu zerstören. Tatsächlich werden bisher jedoch vor allem andere Rebellengruppen ins Visier genommen.

Wie Syriens Präsident Assad bezeichnet auch die russische Führung so gut wie alle Aufständischen in Syrien als Terroristen. Die russischen Luftangriffe zeigen jedenfalls Resultate, betont Putin: "Aufgrund einer positiven Dynamik bei den Kampfhandlungen gehen wir davon aus, dass auch eine langfristige Lösung des Konflikts möglich ist, auf Grundlage eines politischen Prozesses".

Daran sollen laut Präsident Putin alle politischen, ethnischen und religiösen Gruppen Syriens beteiligt sein. Präsident Assad stimmt zu: jeder wisse, dass der Konflikt nicht nur militärisch, sondern auch politisch gelöst werden müsse. Nur das syrische Volk könne über die Zukunft des Landes entscheiden, meint Assad. Wie eine solche Lösung aussehen könnte, lässt der syrische Präsident ebenso offen wie auch die Frage, ob und wann er zu einem Rücktritt bereit wäre. Zuerst, betont er, müsse der Terrorismus bekämpft werden. Vor allem nützt Assad die laufenden russischen Fernsehkameras, um sich überschwänglich für die militärische Unterstützung Russlands zu bedanken. Ohne diese hätte sich der Terrorismus im Nahen Osten noch weiter ausgebreitet.

Ausdrücklich bedankt sich Assad auch beim russischen Volk. Es helfe, Syrien langfristig wieder aufzubauen. Diese Danksagung dürfte Präsident Putin sehr Recht sein: denn viele Russen Angst vor einem langen verlustreichen Kampf ihrer Soldaten in Syrien. Putin hingegen erklärt der russischen Bevölkerung stets, dieser Einsatz sei im Kampf gegen den internationalen Terrorismus unbedingt nötig.