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"Träumen" von Karl Ove Knausgard

In seinem aktuellen Roman, "Träumen", beschreibt der Norweger Karl Ove Knausgard sein Leben zwischen 19 und 32, und alles, was Knausgard da schildert ist dem lesenden Normalbürger bestens vertraut: Die nagenden Selbstzweifel, die unbeholfenen Annäherungen ans andere Geschlecht, die Schrecknisse des Sexus und der heraufdräuenden Berufsfindung - wer Knausgard liest, liest, ob er will oder nicht, bis zu einem gewissen Grad auch in seiner eigenen Vergangenheit.

Seit Karl Ove Knausgard 2009 den ersten Band seines sechsteiligen Zyklus "Min Kamp" (Mein Kampf) veröffentlicht hat, polarisiert er sein Publikum. Darin beschreibt er sein Leben ohne Fiktionalisierung, wie er sagt. Der 1968 geborene Norweger schreibt alles auf, was ihm beim Nachdenken über sich durch den Kopf geht, scheinbar ungeordnet und ohne Dramaturgie. Der erste Band des Zyklus mit dem Titel "Sterben" erschien 2011 in deutscher Übersetzung. Es folgten "Lieben", "Spielen", "Leben" und jetzt "Träumen". Der Abschlussband folgt vermutlich im kommenden Jahr.

Es ist einfach, sich mit dem Protagonisten in Karl Ove Knausgards fünftem Roman zu identifizieren. Da erzählt einer von sich, der genauso von Ängsten, Selbstzweifeln, Unsicherheiten zerfressen ist wie wir alle. Der zweite Grund, warum Knausgards Romane so erfolgreich sind, liegt mit Sicherheit in ihrer Sprache. Knausgards kunstloser Stil verlangt dem Leser keinerlei Leseanstrengung ab, man kann diese Romane wegschmökern wie jeden x-beliebigen Unterhaltungsroman, das unterscheidet Knausgard auch von Proust, mit dem er des enzyklopädischen Charakters seiner Konfessionen wegen immer wieder verglichen wird. Andererseits hat die unmanierierte Sprache des Norwegers auch einen unleugbaren Vorzug: Sie verleiht dem, was er zu sagen hat, den Charakter des Frischen und Authentischen.

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Karl Ove Knausgard, "Träumen", Roman, aus dem Norwegischen Paul Berf, Luchterhand Verlag, München, 794 Seiten