Klimawandel für Rekordwetter verantwortlich?

Hitzewellen, Stürme, Überschwemmungen: Extreme Wetterlagen häufen sich. Spielt das Wetter verrückt? Das fragen sich viele angesichts des Sommers und des extrem milden Novembers dieses Jahr. Man ist versucht, beides mit dem Klimawandel in Verbindung zu bringen. Das ist aber, was den November betrifft, laut Experten äußerst fraglich.

Volksgarten-Besucher

APA/HERBERT NEUBAUER

Morgenjournal, 19.11.2015

"Indizien werden gesammelt"

Es war ein Sommer der Rekorde: Noch nie gab es in Österreich so viele Tage über 35 Grad wie in diesem Jahr. Es ist naheliegend, dahinter den Klimawandel zu vermuten. "Hitzeextreme, Stürme, lokale Ereignisse wie Starkregen und Tornados sind natürlich in einem wärmeren Klima wahrscheinlicher", sagt Peter Hoffmann vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung.

Doch das Problem dabei ist: Hitzewellen und Stürme hat es auch früher gegeben - natürlich auch in Zeiten, als der Mensch das Klima noch nicht beeinflusst hat. Michael Hofstätter von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik: "Der schwierige Punkt in der Geschichte ist Folgender: Um zu beweisen, dass in der Klimaforschung diese Zuordnung, ob das ein zufälliges Wetterereignis ist oder ob der anthropogene, menschliche Klimawandel dahintersteht, wird eine Art Indizienprozess geführt."

Hitzewellen sind wahrscheinlicher

Computermodelle zeigen, je höher die globale Temperatur ist, desto wahrscheinlicher sind auch sommerliche Hitzewellen in Europa. Im Prinzip. Im Einzelfall lässt sich die Frage dennoch nicht beantworten. Im Grunde ist es so wie beim Rauchen. Mediziner wissen zwar, dass Rauchen die Entstehung von Krebs fördert. Doch da mitunter auch Nichtraucher an Krebs erkranken, lautet die korrekte Formulierung: "Rauchen erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Krebs entsteht."

Und genau so ist es auch beim Klimawandel. Hitzewellen gäbe es auch ohne den Treibhauseffekt. Wahrscheinlich war der Klimawandel am Rekordsommer 2015 beteiligt. Aber ganz sicher ist es nicht.