Post-Internet-Artistin Petra Cortright

Das Internet ist ihre Leinwand, YouTube- Videos ihr Distributionskanal. Post-Internet-Art, so lautet das Schlagwort der Stunde. In Wien präsentiert nun die Ausstellung "Young Americans" acht künstlerische Positionen, die zur so genannten Post-Internet-Art gezählt werden. Darunter: Petra Cortright.

Kunstwerk von Petra Cortright

Simon Veres

Kulturjournal, 27.11.2015

Service

Petra Cortright

Eine Arbeit von Petra Cortright ist aktuell in der Ausstellung Young Americans im Franz Josefs Kai 3 bis zum 30. November zu sehen.

Das Internet ist ihre Leinwand, YouTube- Videos ihr Distributionskanal, Bildschirmschoner und Computergrafiken ihr ästhetisches Material. Post-Internet-Art, so lautet das Schlagwort, das die Kunstwelt aktuell umtreibt. In Wien präsentiert nun die Ausstellung "Young Americans" acht künstlerische Positionen, die zur so genannten Post-Internet-Art gezählt werden. Darunter: Eine einzige Frau. Ihr Name ist Petra Cortright.

Der Mund ist langezogen, das Gesicht verzerrt, es sieht aus wie ein Balken, der die Leinwand in zwei Hälften teilt. Sieben Fehler sind im Bild und mit diesen Fehlern arbeitet die junge Künstlerin Petra Cortright in ihren Webvideos. Ihr Video "sssss" ist aktuell im Wiener Kunstraum Franz Josefs Kai 3 zu sehen. Eine Bildstörung wird hier zum ästhetischen Moment. Das gegenständliche Selbstporträt zum abstrakten Bild. Ursprünglich hat Cortright ihre Webvideos nur auf ihrem YouTube-Kanal gezeigt. Mittlerweile wird die 29-Jährige im etablierten Kunstbetrieb als große Nachwuchshoffnung gehandelt. Sogar das New Yorker New Museum zeigte bereits eine Arbeit von ihr.

Die Kunst der Generation Selfie

"Ich habe das erste Webcam-Video gemacht und online gestellt. Es gab viele Reaktionen darauf. Ein Kunstkritiker schrieb sogar eine Besprechung. Dann habe ich begonnen, mich mit der Software von Webcams auseinanderzusetzen, mit Effekten, die man damit erzeugen kann. Mein Zugang ist spielerisch. Manchmal reicht eine kleine Bewegung, oder der Lichteinfall ändert sich und schon hat man einen Effekt erzeugt, der perfekt ist", sagt Cortright.

Am liebsten filmt sie sich selbst, viele ihrer Videos wirken banal und unterscheiden sich nicht wirklich von anderen You-Tube-Videos der viel zitierten Generation Selfie. In "I am a selfie" wirft sich eine stark geschminkte Künstlerin im bauchfreien Shirt in verführerische Posen, spitzt die Lippen, lässt den Blick in die Ferne schweifen. Kritik oder Affirmation einer Welt der gnadenlosen Selbstentblößung? Auch was ihre Preispolitik anbelangt, folgt Petra Cortright der Logik des Internets.

"Ich hatte keinen Referenzpunkt. Mein Gallerist fragte mich, wie viel ich für ein Video verlangen will und ich sagte 'Ich habe keine Ahnung! 10 Cents pro YouTube-Klick'", so die Künstlerin. Da kommt einiges zusammen: denn manche Videos von Petra Cortright wurden im Netz über 14.000 Mal angesehen. 2013 zeigte sie ihr Webvideo "Bridal Shower" bei der Londoner Kunstmesse Frieze Art. 2014 arbeitete sie mit der britischen Modedesignerin Stella McCartney zusammen. Cortright hat eine Serie produziert, in der sie Designs von Stella McCartney trägt. Wieder arbeitet sie mit Bildstörungen und simplen Effekten, die sie mit der Webcam erzeugt. Auch wenn viele ihrer Arbeiten unausgegoren wirken, der Erfolg gibt Petra Cortright vorerst Recht.