"Der kleine Prinz" in neuer Übersetzung

Es ist das wohl bekannteste Kinderbuch für Erwachsene. "Der kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupéry ist 1943 erscheinen und zählt zu den 20 meistgelesenen Büchern der Welt. Der Philosoph Peter Sloterdijk legte nun im Auftrag des Insel-Verlages eine neue Übersetzung des Klassikers vor.

Prinz-Zeichnung

INSEL BÜCHEREI

70 Jahre nach dem Tod des Autors laufen die Urheberrechte für den Klassiker aus. Dementsprechend kommen jetzt Neuübersetzungen auf den Markt, bei denen auch das Wettrennen um besonders originelle Übersetzer eröffnet wurde. Der Insel-Verlag, der zu Suhrkamp gehört, beauftragte den hauseigenen Philosophen Sloterdijk mit einer Übersetzung. Gestern wurde das Buch in Berlin präsentiert.

Mittagsjournal, 2.12.2015

Service

Antoine de Saint-Exupéry, "Der kleine Prinz", aus dem Französischen von Peter Sloterdijk, mit Illustrationen von Nicolas Mahler, Insel Verlag

Eine kindlich-märchenhafte Erzählung gemischt mit philosophischer Weisheit - das ist die Mixtur, die den kleinen Prinzen zum Welterfolg gemacht hat. Und es ist bestimmt kein Zufall, dass sich der Verlag für die Buchpräsentation im Berliner Ensemble ein Duo ausgesucht hat, das genau das verkörpert: An der Seite des Übersetzers Peter Sloterdijk, der hauptberuflich Philosoph ist, sitzt der Entertainer Thomas Gottschalk.

"Man sieht nur mit dem Herzen gut"

Der Lackmustest für jede Übersetzung ist der meistzitierte Satz aus dem kleinen Prinzen, der natürlich auch bei dieser Buchvorstellung nicht fehlen darf: Der Schauspieler Veit Schubert trägt die Passage mit dem Fuchs vor, der sich zähmen lassen will und dadurch zu einem besonderen Freund des Prinzen wird: "'Lebe wohl', sagte der Fuchs. 'Dies ist mein Geheimnis. Es ist sehr schlicht: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.'" Sloterdijk habe sich für die konservative Version entschieden: "Weil der Satz seine eigene Klassizität erlangt hat - daran muss man nicht rühren."

Prinz mit neuer Schnabelnase

Die Übersetzung hat Sloterdijk offenbar großen Spaß gemacht. Immer wieder schwärmt er von der einen oder anderen Lieblingsstelle. Der Text ist gut lesbar und erinnert im Klang an die bekannte Erstübersetzung. Einen klaren Bruch gibt es aber: Das Buch ist neu illustriert und zwar vom Österreichischen Comic-Zeichner Nicolas Mahler. Sein kleiner Prinz hat ein lange Schnabelnase und erinnert in keiner Weise an den Original-Prinzen, den Saint-Exupéry gezeichnet hat. Das gilt auch für den Fuchs oder die Rose.

"Entfremdung von der kindlichen Begabung"

Thomas Gottschalk hat aus gegebenem Anlass das Buch noch einmal - "mit dem Verstand des Spätpubertierenden" - gelesen und mit seinem eigenen Vorurteil gebrochen, das sei ein Text, der vor allem pseudoschlaue Kalendersprüche hervorgebracht habe. "Man darf eines nicht vergessen", ergänzt Sloterdijk, "es ist kein Kinderbuch, sondern ein Buch über die Entfremdung der Erwachsenen von ihren kindlichen Begabungen." Der Auftrag, sich auf das für ihn bisher ungewohnte Terrain der Übersetzung zu wagen, sagt der Philosoph, sei von seiner Verlegerin gekommen.