Peter Stein über das ewige Leben

Am Sonntag hat an der Wiener Staatsoper Leos Janaceks "Vec Makropulos" in der Inszenierung von Peter Stein Premiere. Im Gespräch denkt der deutsche Regiealtmeister über die dem Stück zugrunde liegenden Themen Alter und Tod nach.

Kulturjournal, 11.12.2015

Peter Stein, Emilia Marty lebt über 330 Jahre, will verzweifelt weiterleben. Als sie das Rezept für den alchimistischen Trank hat, verzichtet sie, weil sie zu der Erkenntnis kommt, ein ewiges Leben bedeutet Langeweile und Einsamkeit. Das Leben ist nur schön, weil es endlich ist. Glauben Sie das?

Die Kunst, vor allem das Theater, wurde gegründet, um das schwierige Verhältnis zwischen Tod und Leben zu beschreiben. Die griechische Tragödie beschreibt das Leben als eine paradoxe Veranstaltung: zum Tode geboren zu sein ist eigentlich vollkommen sinnlos. Derjenige, der nicht geboren wurde, ist der glücklichste Mensch auf der Welt und der zweitglücklichste ist der, der nachdem er geboren wurde, sofort wieder dorthin zurückkehrt, wo er hergekommen ist. Das ist ein altes Theaterthema. Jeder, der halbwegs vernünftig ist, weiß, dass der Tod zum Leben gehört und ein wunderbares Institut ist. Ich würde der Emilia Marty vollkommen zustimmen.

Ich könnte jederzeit abtreten, ich hab viel gemacht. Eigentlich weiß ich gar nicht, warum ich noch weitermache - weil es halt Spaß macht, aber notwendig ist es nicht. Sollen jüngere Leute arbeiten und leben. Das Problem ist, dass wir so wenig junge Leute haben. Die europäische Bevölkerung stirbt aus.

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Wiener Staatsoper - Vec Makropulos

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