Janosch-Ausstellung in Wien

Unter dem Künstlernamen Janosch wurde Horst Eckert zu den bekanntesten deutschen Kinderbuchautoren der Gegenwart. Er schreibt nicht nur Geschichten, sondern illustriert sie auch. Seine mehr als 300 Bücher wurden in rund 40 Sprachen übersetzt.

Das wohl berühmteste Werk ist das Kinderbuch "Oh, wie schön ist Panama", in dem Bär und Tiger losziehen, um das Paradies zu finden. Sein Paradies hat der gebürtige Schlesier, der im März seinen 85. Geburtstag gefeiert hat, mittlerweile auf der spanischen Insel Teneriffa gefunden. Gestern war Janosch in Wien, um bei der Eröffnung einer kleinen Janosch-Ausstellung mit Radierungen, Aquarellen und Originalen in der Galerie Augustin dabei zu sein.

Morgenjournal, 3.6.2016

Eines gleich vorweg: Ein lieber Kinderonkel ist Janosch nicht. War er nie, wollte er nie sein. Und Interviews mag er schon gar nicht. Fragen beantwortet er gerne mit Gegenfragen, manchen Fragen entzieht er sich und vieles scheint vergessen. "Ich hab mindestens ein Sechstel vergessen, ich kriegs nicht mehr zusammen und wenn dann falsch", sagt Janosch.

Den Trubel, rund um seinen 85. Geburtstag, mit Porträts, einer Kinderopernuraufführung und einer neuen Biografie, hat er folgerichtig nicht genossen: "Furchtbar, grauenhaft, am liebsten wär mir wenn mich keiner sieht - wie geht es ihnen denn so - werden sie gern interviewt oder gesehen."

Eine positive Gegenwelt

Unsichtbar sein, das kann Janosch auf Teneriffa sein, wo er seit vielen Jahrzehnten ein Domizil gefunden hat. Dort will er in der Hängematte liegen und Rotwein trinken. Vielleicht lässt sich manches in Janoschs Wesen, mit seiner Biografie erklären, mit einer harten entbehrungsreichen Kindheit in Schlesien, die geprägt war von Gewalt, Alkohol, Hitlerjugend und einer strengen katholischen Erziehung.

Die Kunst wurde zum Ausweg- seine Bücher zur positiven Gegenwelt voll Liebe und Zuversicht, Toleranz und Mitgefühl mit den Schwachen. "Weil ich zu Hause ein saumäßiges Leben hatte, habe ich mir etwas ausgedacht, das anders ist - einen Ausweg; aber am besten ist, gar nicht darüber zu reden.

Die Biografie gefällt Janosch nicht

Ein spezielles Augenmerk auf diese Kindheit legt die neue Biografie der polnischen Germanistin Angela Bajorek mit dem Titel "Wer fast nichts braucht, hat alles". Janosch gefällt sie nicht: "Das ist der größte Blödsinn, der je geschaffen wurde. Diese Person hat keine Ahnung davon, die hat das erfunden. Was sie verstehen hätte müssen, hat sie nicht verstanden. Und wenn sie es verstanden hat, so hat sie nicht die Fähigkeit, es hinzuschreiben. Immer wieder habe ich angesetzt sie zu lesen, um etwas zu finden, das wahr ist - nichts."

Fakten und Geschichten zu entwirren, war wohl eine der schwierigsten Aufgaben der Biografin, die sich als Chronistin versteht und die mit Janosch gewiss nicht an einen einfachen Autor geraten ist.

Wie lösen wir alle Weltprobleme?

Seit 2013 zeichnet und schreibt Janosch eine Kolumne im "Zeit"-Magazin und antwortet als sein alter Ego Wondrak genial und pointiert auf die wichtigen Fragen der Menschheit. Etwa, wie lösen wir alle Weltprobleme, wie ist es um die Konjunktur bestellt, was trägt man diesen Sommer oder wer trägt die Verantwortung? Und überraschend: Im September erscheint eine Bibelausgabe für die Janosch gemeinsam mit anderen Prominenten die Illustrationen beigesteuert hat. "Warum ich das gemacht hab? Man muss sich mit seinen Feinden auseinandersetzen, ich bin jesuitisch erzogen", so Eckert.

Derzeit warte etwa das Buch "Tiger und Bär" - eine Art Vorgeschichte zu Panama - auf eine Veröffentlichung; noch gäbe es aber Uneinigkeiten mit dem Verlag. Dass er sich in Zukunft nur noch der Pornografie widmen möchte, wie er unlängst anmerkte, weil das das Einzige sei, was die Menschen wirklich interessiere - darf man also getrost als Geburtstagsscherz verbuchen.

Service

Galerie Augustin - Janosch zum 85. Geburtstag
3. Juni bis 2. Juli 2016

Die Zeit - Herr Janosch, was sagen Sie dazu?