Die Geburt des blauen Herrn Zwölf
Eine Theaterpuppe bei ihrem ersten Auftritt im Puppenbauatelier.
8. April 2017, 21:58
Ein Elf, 555 Jahre alt, der unsichtbare Freund eines kleinen Kindes, der fliegen und tauchen kann und das auf der Theaterbühne? Nora Dirisamer, Regisseurin und Schauspielerin, hat für ihr Stück "Der zwölfte Elf Herr Zwölf", das am 17. Februar im Linzer Theater des Kindes seine Uraufführung feierte, eine Puppe gesucht, die wie ein vierter Darsteller fungiert und von einem Laien geführt werden kann.
Die neuseeländische Puppenbaukünstlerin Rebekah Wild hat eine Figur nach diesen Vorgaben angefertigt und im Wiener Atelier treffen sich die beiden Frauen zum ersten Auftritt des Prototypen. Oh, der ist ja blau, ist die erste Reaktion der Regisseurin. Über eine Stunde wird die Puppe begutachtet – die Augenbrauen aus Kokosfasern, die übergroßen Hände, wie sich die Beine bewegen und sich die Puppe niedersetzen lässt. Sieht sie zu kindlich oder zu alt aus, zu menschlich oder zu künstlich? Manches ist schön und zugleich praktisch – der dicke Bauch zum Beispiel – aber soll der Elf blau bleiben? Die Herstellung einer Theaterpuppe stellt die Künstlerin vor zwei große Herausforderungen: Einerseits muss der Spagat zwischen dem, was sich die Regisseurin wünscht und dem, was praktisch und machbar ist, gelingen. Andererseits muss die fertige Figur, die nach dem Prototyp gebaut wird, die Korrekturen enthalten, aber auch das Lebendige und Zufällige darf nicht verloren gehen.