Musiker in Armenien

AFP/KAREN MINASYAN

Anklang

Verbunden - die kulturellen Beziehungen zwischen Armenien und Österreich

Die neue Ö1 Sendereihe "Anklang" beleuchtet die unterschiedlichen Klangwelten von Armenien und Österreich.

Es ist schon etwas Eigentümliches um die kulturellen Beziehungen zwischen Armenien und Österreich auf verschiedensten Ebenen. Zwei Beispiele: Der armenisch-katholische Mechitaristenorden erhielt von Kaiser Franz I. Anfang des 19. Jahrhunderts das Recht, eine Niederlassung in Wien zu gründen. Dort wurden nicht nur eine bedeutende Bibliothek und eine eigene Druckerei installiert, in welcher in etlichen östlichen Sprachen Bücher hergestellt wurden - die Mönche brachten mit den liturgischen Gesängen ihres Ordens auch einen armenischen Klangraum in die österreichische Hauptstadt.

Ein haltbarer Faden

Und der Schriftsteller Heimito von Doderer lässt als durchaus exquisite Gegebenheit seinen aus einfachsten Verhältnissen stammenden Prokuristen Chwostik im Roman "Die Wasserfälle von Slunj" zusätzlich zu dessen ohnehin enormen Kenntnissen östlicher Sprachen bei Gelegenheit gar noch das Armenische erlernen und praktizieren. Es ist demnach ein zwar nicht ganz so auffälliger, aber dafür sehr haltbarer Faden, der sich durch die Kulturgeschichte der beiden Länder zieht.

Der Komponist und Dirigent Djambazian

Im Bereich der Musik lässt sich dieser immer wieder deutlich erkennen. Und es ist ein Faden, welcher zwei Kulturen aneinanderbindet. Ein schönes Beispiel gibt der 1932 in Armenien geborene Komponist und Dirigent Awedis Djambazian. Er hat in Wien bei den damals namhaftesten Lehrern, Karl Schiske, Alfred Uhl und Hanns Jelinek, Komposition studiert und wirkte dann bis zu seinem Tod 1990 hier u. a. als Musikpädagoge.

Im Wiener Musikverein gelangte sein Oratorium über den armenisch-katholischen Heiligen Mechitar von Sebasteia zur Uraufführung - eine Heiligenlegende ganz eigener Art, und in einem so archaisch wie modern anmutenden Klangbild, in dem sich die Traditionen des armenischen Kirchengesangs und das vom Komponisten in Österreich Erlernte ineinander verzahnen.

Musikerdynastie Tjeknavorian

Des Weiteren ist hier auf die Musikerdynastie Tjeknavorian hinzuweisen. Da ist zunächst der Komponist und Dirigent Loris, der ebenfalls in Wien das Komponieren und Dirigieren erlernt hat. Die Verbindung zum Land seiner Ausbildung dokumentiert eine ORF-CD für die Aktion "Licht ins Dunkel", produziert 1991 in Jerewan: Darauf dirigiert Tjeknavorian Musik von Johann und Joseph Strauß! Er steht dabei am Pult "seines" Orchesters, der Staatlichen Armenischen Philharmonie.

Beherztes Attackieren des Tones

Tjeknavorian: Der Name steht jetzt aktuell für den jungen Geiger Emmanuel, in Österreich geboren, zum Teil in Armenien und hierzulande ausgebildet. Der bereits vielfach preisgekrönte Musiker - ohne Schwierigkeiten auf Armenisch, "Österreichisch" und Russisch parlierend - hat in seiner instrumentalen Ausbildung zwei Welterfahrungen gemacht: die Wiener und die Russische Schule, welche in Armenien selbstredend gelehrt wird. Er hat aus beiden den für sich notwendigen Extrakt gezogen. Beherztes Attackieren und Süße des Tones gehören für ihn demnach zu jenen Fähigkeiten, die, obgleich aus unterschiedlichen Richtungen erworben, bei ihm zu einer eigenen stilistischen Marke werden.

Und was dem jungen Talent ganz besonders wichtig ist: das Verständnis und die Begeisterung für die Tradition. So sagte er einmal, dass es ihn immer besonders berühre, wenn er durch Wien gehe und hier gleichsam dieselbe Luft atme wie Beethoven, Schubert und noch viele andere bedeutende Exponenten der Musik.