Franz Schuh

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Franz Schuh

Der Magazineur des Glücks

Er ist sprachgewandt, präzise im Ausdruck, originell im Denken und beeindruckend umfassend gebildet - der Schriftsteller und Essayist Franz Schuh. Und er begleitet Ö1 seit vielen Jahren.

So gestaltet Franz Schuh seit elf Jahren eine Radiokolumne mit dem Titel "Magazin des Glücks". Diese fünfminütigen Betrachtungen über Glück in seinen unterschiedlichen Erscheinungsformen, über Geglücktes und eben Nicht-Geglücktes hat Franz Schuh zum Ausgangspunkt für Essays und Gedichte genommen, die heuer zu seinem 70. Geburtstag (am 15. März) bei Zsolnay unter dem Titel "Fortuna. Aus dem Magazin des Glücks" veröffentlicht wurden. 45 Texte sind es insgesamt und 21 davon hat der Autor auch für eine Ö1 CD eingelesen.

"Ich schreibe über das Glück, erstens weil ich Glück hatte und zwar so viel, dass ich damit bis jetzt dem unvermeidlichen Unheil trotzen konnte", schreibt Franz Schuh in seinem neuen Buch. Dass viele seiner Magazinbeiträge weder vom Glücklich-sein noch vom Glück-haben handeln, könnte, muss aber nicht weiter irritieren. Denn die Fortuna, die Schuh geküsst hat, begreift sich als Synonym für ungefähr jegliches menschliches Streben, sei es hedonistisch oder eben nicht, für die kleinen wie die großen Sehnsüchte, die auch bis zur Sucht reichen.

Die Ö1 Sendung "Literatur am Feiertag" hat einige dieser von Franz Schuh selbst gelesenen Kolumnen am 1. Mai präsentiert.

Kein Thema aus dem Alltag, der Kultur, der Geschichte, zu dem sich nicht ebenso elegant wie ausufernd philosophieren lässt. Kein Thema, über das der Germanist und Philosoph, Essayist und Literaturkritiker nicht auf höchstem Niveau Beobachtungen zu sammeln und darüber zu sinnieren imstande wäre. Schuh habe "in seinem langjährigen, mit gleichbleibender Insistenz vorgetragenen Oeuvre vorbildlich die Rolle eines mit Klugheit, geistigem Furor und schriftstellerischer Brillanz gesegneten Kommentators der Zeit versehen", rühmte denn auch die Jury des "Tractatus"-Essay-Preises, der Schuh im Jahr 2009 zuerkannt worden war.

Apropos Philosoph: In der letzten Ausgabe der Ö1 Reihe "Café Sonntag", in der Franz Schuh am 30. April zu Gast war, wies er die Bezeichnung Philosoph weit von sich. Zwar habe er gelernt, so Schuh, dass man sich den Zuschreibungen seiner Umwelt nicht entziehen können, aber Philosoph sei er nun wirklich nicht, vielmehr ein philosophisch interessierter Schriftsteller.

Franz Schuh

Ich bin kein Philosoph, ich bin ein philosophisch interessierter Literat.

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Ebenfalls in diesem letzten "Café Sonntag" erklärte Franz Schuh, was es mit dem Titel "Magazin des Glücks" auf sich habe. Es sei eine Reverenz an Ödön von Horvath, der in einem seiner Fragmente diese geniale Parodie auf die Glücksversprechen einer liberal-kapitalistischen Gesellschaft hinterlassen habe.

Franz Schuh wurde am 15. März 1947 geboren. Er studierte Philosophie, Geschichte und Germanistik, war Generalsekretär der Grazer Autorenversammlung (1976-80), Redakteur der Zeitschrift "Wespennest" und Programmleiter im Deuticke Verlag. Essays, Beiträge und Kritiken erscheinen im Rundfunk und in Zeitungen und Zeitschriften im In- und Ausland, er hatte und hat Lehraufträge an der Universität Klagenfurt, am Mozarteum Salzburg und an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Der "Equilibrist der Sprache" und "Erotiker des Wortes" (so Thomas Rothschild über Schuh), der im Wiener Künstlerhaustheater einmal einen "Beamten des Amtes für Sprachpflege" verkörpert hat, ist ein gefragter Redner und war auch der erste, der im Jahr 2000 zur Eröffnung der "Tage der deutschsprachigen Literatur" eine "Klagenfurter Rede zur Literatur" gehalten hat.

Seine Publikationen umfassen u.a. "Das Widersätzliche der Literatur. Kritische Kritiken" (1981), "Fremdenverkehr. Kritische Texte über den Tourismus" (Hg., 1984), "Liebe, Macht und Heiterkeit. Essays" (1985), "Das phantasierte Exil. Essays" (1991), den Roman "Der Stadtrat. Eine Idylle" (1995) sowie die Essaybände "Schreibkräfte. Über Literatur, Glück und Unglück" (2000), "Schwere Vorwürfe, schmutzige Wäsche" (2006) und "Der Krückenkaktus" (2011). 2007 veröffentlichte er "Hilfe!", einen "Versuch zur Güte", 2008 unter dem Titel "Memoiren" "ein Interview gegen mich selbst".

In diesen "Memoiren" findet sich auch sein Versuch, eine Trennung zwischen dem Essayisten und dem Philosophen vorzunehmen: "Der Philosoph ist gezwungen, seine Behauptungen ernsthaft aufrechtzuerhalten. Das ist eine ordentliche Haltung. Der Essayist hingegen hat - in riskanten Grenzen - die Möglichkeit, das Behaupten selber zu thematisieren. Er kann aus Behauptungen, Meinungen oder Bruchstücken von Ideologemen eine Poesie machen." Und aus seinem eigenen biografischen Erfahrungsschatz einen Roman, wie er 2014 mit "Sämtliche Leidenschaften" unter Beweis stellte.

Service

Franz Schuh, "Fortuna", ORF-CD795