Temporäre Tätowierung "LOVE"

AFP/TOBIAS SCHWARZ

Matrix

Liebe statt Hass - re:publica17

Irgendwas zwischen Spielplatz, Festival und Konferenz das ist die re:publica in Berlin, das größte Treffen in Europa rund um Internet und Gesellschaft. Das Programm ist umwerfend: über 1.000 Sprecherinnen und Sprecher, 600 Stunden Programm und das auf mehr als 20 Bühnen gleichzeitig an drei Tagen hintereinander.

Geboten wird auf der re:publica so ziemlich alles was die Schnittmenge Internet und Gesellschaft hergibt und das ist ziemlich viel. Es geht um Datenschutz, Smart Cities, digitale Arbeit, Netzpolitik, Wissenschaft, heuer gibt’s einen Meeresforschungsschwerpunkt, die Macht der Algorithmen, auch um die Techszene in Afrika oder Maker Kultur in China.

"Love Out Loud"-Installation

"Love Out Loud", ist das Thema hier in Abwandlung des Netzkürzels "Lough Out Loud", also LOL.

AFP/TOBIAS SCHWARZ

Überall Herzchen: ob pulsierend an die Wand gebeamt oder als Rahmen auf der Namenskärtchen den hier viele um den Hals baumeln haben.

Weil es letztes Jahr um Hass im Netz ging, und dieses Thema ja immer noch sehr aktuell ist, siehe Trump, rechte und sexistische Hetze und Falschnachrichten, die Ressentiments gegen Geflüchtete schüren, wollen die Organisatoren mit dem Schwerpunkt "Love out Loud" dieses Jahr Gegenrede organisieren.


So ermunterte die deutsche Autorin und Aktivistin Kübra Gümüşay in ihrer flammenden Rede, an eigenen Themen dranzubleiben und die weiterzudenken, statt sich von rechte Provokationen ablenken zu lassen.

Regulate. Regulate. Regulate: Gab es auf der re:publica in der Vergangenheit oft Protest gegen übermäßige Regulierung des Netzes, machten sich mehrere Redner für mehr Regulierung stark. Insbesondere der US amerikanische Jusprofessor Frank Pasquale. Denn das Internet sei mit utopischen Idealen gestartet: Jeder wird zum Sender, jeder kann mitmachen. Die alten Hierarchien, die großen Medienkonzerne würden dadurch zerschlagen.

Frank Pasquale

Frank Pasquale

Das Internet habe sich in eine Art Black Box verwandelt, meint der Jusprofessor Frank Pasquale, der sich seit mehr als zehn Jahren mit der Macht von Suchmaschinen beschäftigt. Die Funktionsweise der eingesetzten Algorithmen entziehe sich der Kontrolle und damit der Kritik der Öffentlichkeit. Als Hauptproblem sieht Pasquale den in den USA dominanten extremen Begriff von Meinungsfreiheit, der auch die dort angesiedelten Tech -Konzerne präge.

Obwohl das Internet fraglos viele Freiheiten gebracht hat, ist von dem Anfangsoptimismus nicht viel übrig geblieben:
"Wir sehen seit ein paar Jahren, wie leicht diese Offenheit ausgenutzt werden kann. Von Leuten mit einer bestimmten politischen Agenda, von reichen Leuten, von guten Programmierern. Ein Beispiel ist Twitter: bei Protesten entsteht ja meist ein hashtag, etwa "blacklivematters", damit organisiert sich der Protest online. Gleichzeitig wird so ein Hashtag mit anderen Botschaften geflutet. Irrelevantem, groteskem oder grausigem Material, mit dem man Leute den Hashtag madig machen will. Wenn wir gar nicht regulieren, entweder die Techfirmen selbst oder der Staat, kollabiert der progressive und emanzipatorische Charakter des Internets."

Schon seit der ersten re:publica 2006 schaut die Konferenz auch über die Grenzen Europas hinaus. Von Anfang an waren BloggerInnen und AktivistInnen aus China, Cuba, oder afrikanischen Staaten zu Gast. Awa Caba hat im Senegal Computerwissenschaften studiert und leitet heute Sooretul eine Plattform mit der senegalesische Bäuerinnen ihre Produkte online verkaufen.

Im Makerspace, der zusammen mit dem FabLab Berlin aufgebaut wurde, kann man basteln. Zum Beispiel aus einem Abflussrohr und etwas Elektronik einen Feinstaubmesser für den Balkon bauen.

Service

re:publica 17