Szenenfoto: Pelleas et Melisande

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Oper

"Pelléas et Mélisande"-Premiere an der Wiener Staatsoper

Es gilt als das Hauptwerk des "Theaters des Symbolismus": das 1893 in Paris uraufgeführte Schauspiel "Pelléas et Mélisande" des belgischen Schriftstellers und Dramatikers Maurice Maeterlinck. Eine Reihe von Tonsetzern hat sich von diesem Werk inspirieren lassen; Gabriel Fauré hat bereits 1898 eine Schauspielmusik geschrieben, Arnold Schönberg 1905 eine Symphonische Dichtung und im gleichen Jahr wiederum Jean Sibelius eine Bühnenmusik. Claude Debussy, der führende französische Komponist des Impressionismus, hat dagegen - mit Zustimmung des Autors - Maeterlincks Schauspiel in eine Oper verwandelt, die in mehrfacher Weise als singuläres Werk gilt.

Debussys einzige vollendete Oper

Einerseits ist das lyrische Drama "Pelléas et Mélisande" die einzige vollendete Oper von Claude Debussy (andere Sujets, mit denen er sich beschäftigt hat, sind Fragmente geblieben). Zum anderen stellt es auch im Opernrepertoire eine Ausnahmeerscheinung dar, denn das für viele Opern höchst ergiebige Handlungsgerüst einer typischen Dreiecksgeschichte mit einer Frau zwischen zwei Männern - die geheimnisvolle Mélisande hat Golaud geheiratet, dann aber die Liebe zu dessen Bruder Pelléas entdeckt - ist in der Vertonung durch Debussy dem traditionellen Opernverständnis von Spannung und Aktion entzogen.

Szenenfoto: Pelleas et Melisande

Besetzung

Unter der musikalischen Leitung von Alain Altinoglu, der das Werk erstmals an der Wiener Staatsoper dirigiert, gibt Olga Bezsmertna als Mélisande ihr Rollendebüt, Adrian Eröd gibt sein Wiener Rollendebüt als Pelléas und Simon Keenlyside ist erstmals in Wien als Golaud zu erleben.
Bernarda Fink gibt als Geneviève ihr Hausdebüt, weiters verkörpern erstmals an der Wiener Staatsoper Franz-Josef Selig den Arkel, Maria Nazarova den Kleinen Yniold und Marcus Pelz den Arzt.

Oft wird von einem "statischen" Werk gesprochen, einer Oper, die ganz auf Melancholie, auf Symbolen und Bildern aufgebaut ist - eben von einer einzigartigen impressionistischen Oper. Denn, so Musikwissenschafter Kurt Pahlen in einer Werkeinführung, "ansonsten kann man im Musiktheater nur von impressionistisch beeinflussten Werken sprechen. Das bedeutet, dass mancher Komponist zur Stimmungsmalerei impressionistische Klangfarben verwendet, aber so oft es die dramatische Handlung erfordert, zu handfesteren Mitteln greift."

"Wo das Wort unfähig ist"

Claude Debussy verzichtet dagegen auf Operneffekte, auf Pathos oder auf unmittelbar wirkenden Gefühlsüberschwang. Nachdem der 1862 geborene Komponist die Opern von Richard Wagner kennengelernt hatte, soll er einmal gesagt haben: "Ich fühle mich nicht versucht, das nachzuahmen, was ich an Wagner bewundere. Ich habe eine andere Vorstellung von der dramatischen Form: Die Musik beginnt da, wo das Wort unfähig ist auszudrücken. Musik wird für das Unaussprechliche geschrieben; ich möchte sie wirken lassen, als ob sie aus dem Schatten herausträte und von Zeit zu Zeit wieder dahin zurückkehrte; ich möchte sie immer diskret auftreten lassen."

Nach fast zehnjähriger Entstehungszeit ist "Pelléas et Mélisande" 1902 in Paris zur Uraufführung gekommen, dirigiert von André Messager, einem vielseitigen Musiker, den man heutzutage nur mehr als Operettenkomponisten kennt. 1911 ist das Werk erstmals über die Bühne der Wiener Hofoper gegangen, bis 1991 aber nur in 44 Aufführungen an dieser Bühne.

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Wiener Staatsoper - Pelléas et Mélisande

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