Claus Peymann

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Abschied vom Berliner Ensemble

Claus Peymann ist 80

Heute feiert Claus Peymann seinen 80. Geburtstag. Der in Bremen geborene Regisseur und Theaterintendant leitet noch bis Anfang Juli das Berliner Ensemble, das er dann 18 Jahre geführt haben wird. Nicht ganz so lange, aber doch für diesen Schleudersitz erstaunlich lange - von 1986 bis 1999, war Peymann Burgtheater-Direktor. Die Uraufführung von Thomas Bernhards "Heldenplatz" sei hier nur für über 250 Premieren genannt.

Morgenjournal, 7.6.2017

Gernot Zimmermann

Bei Claus Peymann Abschiedspremiere am Berliner Ensemble steht Kleists "Prinz Friedrich von Homburg" auf dem Programm. Vom Publikum verabschieden werden sich der Intendant und sein Ensemble dann endgültig am 2. Juli mit einem "Der Abschied" überschriebenen Abend. Mit "unvergesslichen Momenten und Szenen, Liedern und Filmen aus vielen der 190 Inszenierungen der vergangenen 18 Jahre", so das Vorhaben.

Claus Peymann bei Proben

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Bei Proben zu "Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mir mir essen" von Thomas Bernhard, September 2006 im Berliner Ensemble in Berlin.

Gegenwind auf der Burg

Peymann Nachfolger Oliver Reese hat schon den Spielplan für die kommende Saison bekannt gegeben. Peymann will in Zukunft allerdings weiter inszenieren, mit dem Intendant-Sein ist es aber vorbei. Das hat er auch lange genug geübt: Stuttgart, Bochum, Wien und dann Berlin. Wobei in seine ersten deutschen Intendanzen wahrscheinlich seine künstlerisch wichtigsten Inszenierungen fallen. Etwa "Das Käthchen von Heilbronn" oder der "Faust".

Damals war Peymann in Österreich nur bei den Salzburger Festspielen mit seinen eindrücklichen Thomas-Bernhard-Uraufführungen präsent und mit Gastspielen bei den Wiener Festwochen. Das änderte sich 1986, als er Burgtheater-Direktor wurde und mit einem enormen Gegenwind in Wien und im Ensemble konfrontiert war. Oft ging da sein cholerisches Wesen mit ihm durch und die Worte waren gerade nicht feinfühlig gewählt.

"Intuitiv, allerdings fast unfehlbar"

"Ich halte mich nicht für einen besonders intelligenten Menschen, leider; und ich bin ein intuitives Wesen - allerdings fast unfehlbar. Wenn ich das mal ganz bescheiden sagen darf", so Peymann in einem aktuellen Geburtstagsfilm, den der deutsche Journalist Gero von Boehm gedreht hat. Darin kommen auch langjährige Wegbegleiter zu Wort, wie etwas Peter Handke, dessen Uraufführung der "Publikumsbeschimpfung" Peymann als junger Regisseur inszenierte. Diese wurde sein Durchbruch.

"Dieses Wunder der Metamorphose"

Eines steht fest: In Berlin hatte Peymann nicht die Gegnerschaft, die er sich wünschte und die ihn stets zu Hochleistungen anspornt. Wie in Wien. Peymann polemisierte in Berlin zwar gegen die ihm nicht wohlwollende deutsche Kritik und gegen andere Theaterleiter, Skandale und Erregungen blieben aber weitgehend aus. Auch wenn er, wie zuletzt, den Jugendwahn am Theater geißelt oder das Ende des Ensembletheaters beklagt. Peymann ging es beim Theater immer um "dieses Wunder der Metamorphose", das "Verzaubern für den Augenblick".

Mit einem Buch, das Ende 2016 erschienen ist, hat Claus Peymann ein Resümee gezogen: "Mord und Totschlag" nennt sich der Wälzer, der Peymanns "gesammelte Werke" beinhaltet und mit dem er seinen Weg "durch die Niederungen und Höhen der Theaterkunst" nachzeichnet. Auch ein für Claus Peymann ganz bezeichnender Titel.

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