Buch mit Wiese

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

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Lesetipps für den Sommer

Welche Bücher sollten im Urlaubsgepäck nicht fehlen? Welches Werk wirkt sich geradezu störend auf die Freizeit aus, da es den Leser nicht mehr loslässt? Wir haben uns in den Redaktionen, Abteilungen und bei den Korrespondenten umgehört und viele Anregungen erhalten. Viel Freude beim Stöbern!

Sabine Oppolzer (Aktuelle Kultur)

  • Elisabeth Badinter, "Maria Theresia - Die Macht der Frau", Zsolnay Verlag - Die französische Feministin Elisabeth Badinter hat sich sieben Jahre lang mit Maria Theresia befasst - und ein Rollenvorbild gefunden, das seit 300 Jahren wirkt.

Albert Hosp (Musik)

  • Mordecai Richler, "Solomon Gursky was here", Penguin. "Barney's Version" ist heuer 20 Jahre alt - der vielleicht berühmteste Roman des kanadischen Autors wird aber meiner Meinung nach von dieser Familiensaga aus dem Jahr 1989 noch weit übertroffen. Ironie mit feiner Klinge trifft glühende Leidenschaft bei nicht unbeträchtlicher Spannung.

Katharina Wagner (ORF-Büro Rom)

  • Mahi Binebine, "Die Engel von Sidi Moumen", Lenos - Der marokkanische Autor erzählt die Geschichte aus der Sicht eines Buben, der in Casablancas Armenviertel Sidi Moumen aufwächst. Ein Roman über das Alltagsleben in der Barackensiedlung, gebaut auf den Abfallbergen der marokkanischen Wirtschaftsmetropole, zwischen Fußball, Freundschaft, Gelegenheitsjobs und der Verführung durch radikaler Prediger.
  • Swetlana Alexijwitsch, "Secondhand Zeit", Suhrkamp - Keine leichte Lektüre: Die Literaturnobelpreisträgerin erzählt anhand von Interviews mit ganz unterschiedlichen Menschen über das Ende der Sowjetunion. So direkt, als würde man selbst mit Alexijewitsch und den Erzählern am Tisch sitzen.

Peter Waldenberger (Diagonal)

  • Meinhard Miegel, "Hybris: Die überforderte Gesellschaft", Propyläen - Auch wenn man danach nicht besser drauf ist, lese ich auf der griechischen Insel viel lieber so was als hunderte Krimi-Seiten. Das erhellt und bildet und bringt einen auf Ideen.
  • Roger Willemsen, "Wer wir waren - Zukunftsrede", S. Fischer - Grandiose letzte Worte an die Zukunft - jeder Satz ein Treffer ins Herz. Würde ich jeder und jedem als Pflichtlektüre verpassen. Das wäre mal Bildungspolitik.

Renata Schmidtkunz (Im Gespräch)

  • Natascha Wodin, "Sie kam aus Mariupol", Rowohlt - Ein sehr persönliches, an- und berührendes Buch über eine familiäre Spurensuche und die tragischen Konsequenzen der europäischen Trennung nach 1945.
  • Barbara Frischmuth, "Die Mystifikation der Sophie Silber", Aufbau - Ein ganz persönliches Lieblings- und Lebensbuch aus dem Jahr 1976. Ein Zauberbuch, jede Seite voller silbern-glitzernder Mystik, phantasieanregend wie ein fliegender Teppich.
  • Jens Ivo Engels, "Die Geschichte der Korruption", S. Fischer - Ein Augenöffner über gezielte Missverständnisse, spannend auf jeder Seite. Danach wird man über Korruption ganz anders denken. Versprochen.

Andreas Jölli (ORF-Büro Berlin)

  • Chimamanda Ngozi Adichie, "Liebe Ijeawele: Wie unsere Töchter selbstbestimmte Frauen werden", Fischer - Eine anregende, informative und aufschlussreiche Lektüre für gelebte Gleichberechtigung.
Wiese

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Mirjam Jessa (Musik)

  • Elsa Morante, "Arturos Insel", Roman, aus dem Italienischen von Susanne Hurni-Maehler, Wagenbach - Ein echter Klassiker, und doch bei uns viel zu wenig bekannt. Entweder Sie verschlingen den Roman, oder er verschlingt Sie. Beides ist lustvoll, bereichernd und unvergesslich. Und das Setting scheint wie geschaffen für Sommerlektüre: die Insel Procida vor Neapel. Verbringen Sie den Sommer auf einer Insel, auf Arturos Insel!
  • Christoph Hein, "Trutz", Suhrkamp - Der Titel ist Programm. Unverdrossen wird hier widrigsten Umständen getrotzt, von einem Unrechtsregime ins nächste geschlittert. Wie Hein hier die Mechanik der politischen Unterdrückung freilegt, seine Protagonisten erst dem Dritten Reich, dann der Sowjetunion und schließlich der DDR aussetzt und mit welch klarer, erbarmungslos redlicher Sprache er das tut, fesselt vom grandiosen ersten Satz bis zum im Halse stecken bleibenden Ende. "Das ist eine erfundene Geschichte, die jeder Überprüfung standhält!", hat Hein, der dafür minutiös und umfassend recherchiert hat, mit dem Stolz eines Handwerkers erklärt. Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Christian Wehrschütz (ORF-Büro Belgrad und Kiew)

  • Paul Kennedy, "Aufstieg und Fall der großen Mächte", Fischer - Eine sehr interessante Gesamtschau wirtschaftlicher und militärischer Entwicklungen zwischen den Jahren 1500 und 2000.
  • Wolfgang Hohlbein, "Hagen von Tronje", Ueberreuter - Das Nibelungenlied neu erzählt aus der Perspektive Hagens mit einem völlig unerwarteten Höhepunkt.
  • Und als Großvater für alle Enkeltöchter und Enkelsöhne ab 16 Monaten: Leo Lausemaus, "Abenteuergeschichten einer kleinen Maus, seiner jüngeren Schwester und seinen Eltern", Lingen; herzig gezeichnet und gut geeignet zum Vorlesen!

Dorothee Frank (Aktuelle Kultur)

  • Zsuzsa Bánk, "Der Schwimmer", S. Fischer - Der 2002 erschienene Debütroman der deutschen Autorin ungarischer Herkunft spielt großteils am Nordufer des Balaton. Sommer, See, gesellschaftliche Stagnation nach der Niederschlagung der '56er-Revolution, Fluchtgeschichte einer jungen Frau, Lebensmodus ihrer zurückgelassenen Kinder, als Nebenhandlung eine Liebesgeschichte samt schmerzhaften Irrlauf: Lyrik, Witz und Tragik ergeben eine hoch verdichtete Mischung. Einer der schönsten Romane der letzten 20 Jahre.

Lukas Wieselberg (science.ORF.at)

  • David Foster Wallace, "Unendlicher Spaß", übersetzt von Ulrich Blumenbach, Kiepenheuer & Witsch, rororo, Originaltitel: "Infinite jest" - Es geht um Tennis, kanadische Terroristen, jede Art von Sucht und Depression - und macht dennoch den im Titel versprochenen. Ist aber auch unendlich lang - und insofern eher etwas für drei verregnete Wochen daheim.

Doris Appel (Religion)

  • Pascal Mercier, "Nachtzug nach Lissabon", btb - Nicht nur für Portugal-Reisende: Klug, faszinierend und voll des Wissens um die großen Themen des Menschen in Philosophie, Religion und Politik ist dieser Evergreen und packende Roman. Und weiß auch um die Liebe.
  • Raphael M. Bonelli, "Männlicher Narzissmus - Das Drama der Liebe, die um sich selber kreist", Kösel - Weil man vielleicht auch im Sommer nicht vor ihnen gefeit ist: spannender Erkenntnisgewinn zu Narzissten, von einem Psychiater und Psychotherapeuten in flüssig geschriebene Lektüre gepackt.

Wolfgang Ritschl (Kontext)

  • Frank Schäfer, "Henry David Thoreau - Waldgänger und Rebell", Suhrkamp - Die Biografie weckt Lust, das Werk dieses Urahns aller Aussteiger zu erkunden.
  • Christopher Oldstone-Moore, "Von Männern und Bärten - Eine Geschichte der Gesichtsmode", Eichborn - Damit die Hipster wissen, warum sie ihr Gesichtshaar spießen lassen.
  • Marie-Janine Calic, "Südosteuropa - Weltgeschichte einer Region", C.H. Beck - Der ach so komplexe Balkan von Grund auf erklärt.
  • Otto Hostettler, "Darknet - Die Schattenwelt des Internets", Frankfurter Allgemeine Buch - Zum Gruseln: Reale Horrorgeschichten der Gegenwart.
  • David Vogel, "Eine Ehe in Wien", Roman, Aufbau - Ein Mann verfällt im Wien der 20er Jahre einer Sadistin. Packende Wiederentdeckung.

Claudia Gschweitl (Tonspuren)

  • Christopher Just, "Der Moddetektiv", Milena - Der DJ, Musikproduzent und ehemalige Mod Christopher Just hat einen herrlich absurden Roman geschrieben: Ein vermeintlicher Krimi, in dem sämtliche Ermittler keine Lust dazu verspüren, den Fall zu lösen.

Peter Klein (Ö1 Programmchef)

  • Ryszard Kapuscinski, "König der Könige", aus dem Polnischen von Martin Pollack, Eichborn - Der großartige polnische Journalist und Autor Ryszard Kapuscinski beschreibt in dieser 1984 erstmals auf Deutsch erschienenen Parabel der Macht den Hof des äthiopischen Regenten und letzten Kaisers von Abessinien Haile Selassie. Wer auch nur das geringste Interesse daran hat wie Macht funktioniert und wie sie über Kommunikation gesteuert wird, kommt an diesem Buch nicht vorbei. Eine überaus lesenswerte und amüsante Studie aus dem Grenzbereich zwischen Literatur und Journalismus.
  • Wolfgang Herrndorf, "Arbeit und Struktur", Rowohlt - Eines Tages wird dem Autor, Maler und Illustrator Wolfgang Herrndorf ein bösartiger Gehirntumor diagnostiziert. In einem Blog, der erst posthum als Buch erscheint, dokumentiert er mitleidlos seinen Verfall. Ein Buch, in dem das Tragische das Komische nicht ausschließt.
  • Michael Glawogger, "69 Hotelzimmer", Die Andere Bibliothek - Sein Leben lang war der großartige Filmemacher auf Reisen. Bis ausgerechnet er, der erfahrende Reisende, 2014 in Westafrika einer Malaria erlag. In seiner Sammlung literarischer Miniaturen beschreibt er Hotels und deren Zimmer als Ausgangspunkte für Erkundungsreisen durch alle Ecken und Enden dieser Welt. Eines der schönsten Bücher der letzten Jahre!

Christoph Becher (Intendant RSO Wien)

  • Franzobel, "Das Floß der Medusa", Zsolnay - Was passiert, wenn sich 150 Schiffbrüchige auf ein Floß zwängen, während der Kapitän sich im bequemen Rettungsboot in Sicherheit gebracht hat? Ein historisches Ereignis, aus der Perspektive der Gegenwart erzählt. Nicht während einer Schiffsreise zu lesen.
  • Juli Zeh, "Unter Leuten", Luchterhand - Nachrichten aus der deutschen Provinz, bissig und schonungslos. Am Ende gibt es nur Verlierer, obwohl doch alle das Beste wollten. Große Unterhaltungsliteratur.
  • Haruki Murakami, "1Q84", btb (TB) - Ein hinreißender Thriller, mystisch, sexy, gnadenlos spannend. 2.000 Seiten, die wie im Flug vergehen.

Margit Desch (International Relations)

  • T.C. Boyle, "Tortilla Curtain", Viking; deutsch unter dem Titel "América", übersetzt von Werner Richter, dtv - Obwohl 1995 veröffentlicht erscheint dieser Roman in Zeiten von Mauerbau und Flüchtlingskrisen unheimlich aktuell. Boyle beschreibt das Leben illegaler Einwanderer aus Mexiko in Kalifornien und das ungewollte Aufeinandertreffen zwischen der gut situierten amerikanischen Mittelschichtfamilie Mossbacher und dem mexikanischen illegalen Einwandererpaar Cándido Rincón und seiner Freundin America, die sich im nahegelegenen Canyon verstecken.

Christine Scheucher (Aktuelle Kultur)

  • Jonas Lüscher, "Kraft", Roman, C.H. Beck - Ein Silicon-Valley-Roman, in dem die alte intellektuelle Elite Europas ins Rennen geschickt wird gegen die Logik der Nullen und Einsen. Lüscher wagt einen poetisch wehmütigen Blick auf ein mythenumranktes Tal, das äußerlich einer langweiligen US-amerikanischen Vorstadtlandschaft gleicht. Doch im Verborgenen befinden sich die unsichtbaren Zentren der Macht, die Firmenzentralen der weltgrößten IT-Konzerne. In Silicon Valley trifft Lüschers Protagonist Richard Kraft hochbegabte Start-Up-Gründer und Milliardäre, die an der Abschaffung der Sterblichkeit arbeiten, beim Professor für Rhetorik will sich der Fortschrittsoptimismus dennoch nicht so recht einstellen.

Joseph Schimmer (oe1.ORF.at)

  • Christian Felber, "Gemeinwohlökonomie", Deuticke - Der ATTAC-Österreich-Mitbegründer zeigt in seinem 2014 veröffentlichten Buch Alternativen zur scheinbar alternativlosen Wirtschaftsweise, die unser aller Leben prägt. Das kann man in der Muße des Urlaubs ruhig nachwirken lassen.
  • Thomas Piketty, "Das Kapital im 21. Jahrhundert", C.H.Beck - Nehme ich jetzt schon zum zweiten Mal selbst in den Urlaub mit. Hoffe, das reicht als Empfehlung. Hoffe noch mehr, dass ich es selbst lesen werde ;-)
Wiese

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Anna Jagenbrein (Kommunikation)

  • Thomas Hettche, "Die Pfaueninsel", Roman, Kiepenheuer & Witsch - Ein wunderbar erzähltes Buch über das Leben des kleinwüchsigen Schlossfräulein Marie auf der Pfaueninsel im Deutschland des 19. Jahrhunderts.
  • Milena Michiko Flasar, "Ich nannte ihn Krawatte", Roman, Wagenbach - Eine Parkbank als Bühne für zwei Außenseiter, die den Anforderungen des Lebens nicht gewachsen sind.
  • Vaseem Khan, "Ein Elefant für Inspector Chopra", Krimi, Übersetzung Peter Friedrich, Ullstein - Ein spannender und fantasievoller Krimi aus dem Herzen Indiens. (Serienauftakt)
  • Jasper Fforde, "Der Fall Jane Eyre", Fantasy, Übersetzung Lorenz Stern, dtv - Der Auftakt einer Serie rund um die Literatur-Geheimagentin Thursday Next, deren Aufgabe es im ersten Band ist, das alternative Ende des Romans "Jayne Eyre" zu verhindern.

Elisabeth Stratka (Hörbilder)

  • Donna Tartt, "Der Distelfink", Goldmann - Zum Entsetzen, zum Entzücken, zum Entdecken: Ein Entwicklungsroman, der 14 Jahre aus dem abenteuerlichen Leben eines jugendlichen Helden erzählt, ein Buch über die USA des 21. und einen Delfter Maler des 17. Jahrhunderts. Donna Tartt gelingt es detailreich und atmosphärisch die ungewissen Jahre zwischen Kindheit und Erwachsensein einzufangen, Jahre des Wartens, in denen eine gefühlte Ewigkeit lang das Dasein in einer Art Schwebezustand verharrt. Am Ende stehen viele turbulente und unvorhersehbare Entwicklungen, getreu der Maxime der Autorin: "Nur was mich selbst überrascht, überrascht auch meine Leser."

Peter Zimmermann (Ex libris)

  • J.D. Daniels, "Die Korrespondenz", edition suhrkamp - In sechs Briefen erzählt ein Ich von seinem verpfuschten Leben, oder eher: was dieses Ich dafür hält. Das ist aber kein Eingeständnis eines tristen Lebens, das ist der Alltag. Daniels berichtet aus der Gegenwart, und er tut das mit so viel Witz, dass man als Leser die Langeweile, die einem nicht richtig, weil irgendwie unproduktiv vorkommt, lieben lernt.
  • Eric Vuillard, "Traurigkeit der Erde - Eine Geschichte von Buffalo Bill Cody", Matthes & Seitz. William Cody alias Buffalo Bill war mit seinen Wild-West-Shows eine Ikone der frühen Unterhaltungsindustrie - das heißt im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert. Vuillard handelt in seiner Erzählung das Starprinzip ab, diese Verschmelzung einer realen Person mit der fiktiven, von ihr bloß dargestellten, und den Aufstieg dieses Doppelwesens zu übermenschlicher Strahlkraft, der das Publikum alles abkauft - jede Lüge, jede Fälschung, jede moralische Verfehlung. Darüber hinaus ist der Text eine sprachmächtige Meditation über die destruktive Kraft der Ökonomie der Aufmerksamkeit.
  • Lesley M.M. Blume, "Und alle benahmen sich daneben - Wie Hemingway seine Legende erschuf", dtv - Das Alphatier der lost generation als zielstrebiger und mitunter rücksichtsloser Karrierist Für seinen ersten Roman "The Sun Also Rises" beutete er sein soziales Umfeld aus, stellte die vermeintlichen Freunde mit all ihren Schwächen dar, ließ seine Ehe scheitern, log und betrog, so lange es ihm nützte, weil er unbedingt der berühmteste Schriftsteller seiner Zeit werden wollte.

Roberto Talotta (Religion)

  • "Religion? Ay caramba! - Theologisches und Religiöses aus der Welt der Simpsons", hrsg. von Johannes Heger, Thomas Jürgasch, Ahmad Milad Karimi, Herder. "Die Kneipe als Kirche des 21. Jahrhunderts", "Völlig Meschugge? Jüdische Lebenswelten in den Simpsons" - nur zwei Titel der zahlreichen Kapitel in diesem nicht allzu leichten, aber doch interessanten Buch, geschrieben von deutschen Theologen. Teils sehr theologisch, teils mit Augenzwinkern. Warum hat Gott als einziger bei den Simpsons fünf Finger? Tja …

Eva Krepelka (oe1.ORF.at)

  • Romain Gary (Emil Ajar), "La vie devant soi", Folio - Eine wunderbar geschriebene, witzig-traurige Geschichte über die Freundschaft des Araberjungen Momo zur gealterten Prostituierten Madame Rosa - Prix Goncourt (1975). Die Übersetzung "Du hast das Leben noch vor dir" ist im Rotpunktverlag erschienen.

Elisabeth Zimmermann (Kunstradio)

  • Brigitta Falkner, "Strategien der Wirtsfindung", Matthes & Seitz - Alles dreht sich um kleinste und winzigste Parasiten wie Milben, Zecken und ähnliches, aber auch um Fleischfressende Pflanzen und Pilze, sowie um deren Wirte. Die in Wien geborene Autorin Brigitta Falkner hat in ihre fröhliche Parasitenkunde Elemente einer Graphic Novel einfließen lassen und die Sprach- und die Bildebenen kunstvoll miteinander verwoben. So eröffnen sich Einsichten in eine von uns absichtsvoll vergessene Welt.

Eva Obermüller (science.ORF.at)

  • Hanya Yanagihara, "A Little Life", Random House, (dt. "Ein wenig Leben", Hanser) - Mein Buch des Jahres! Man kann eintauchen in das Leben von vier Freunden, mit all seinen schrecklichen Abgründen, aber auch in seine unglaublich berührende Schönheit. (Empfehlung: in der englischen Originalversion lesen!)

Petra Karner (International Relations)

  • André Heller, "Uhren gibt es nicht mehr", Hanser - 18 g'scheite Dialoge zwischen einer 102-jährigen intellektuellen Mutter und ihrem narzisstischem, aber recht einsichtigen Sohn (was für ein Oxymoron!). Herrlich humorvoll, berührend, weise. Hab es in einem Tag ausgelesen und war dann traurig, dass es schon vorbei war.

Robert Czepel (science.ORF.at)

  • Michel Houellebecq, "Lanzarote", Rowohlt - Einsamkeit, Sehnsucht und die unerträgliche Lächerlichkeit des Seins - diese Motive verquirlt Houellebecq zu einem streckenweise hochkomischen Essay. Ideal für Kurzurlaube auf Inseln.

Gerald Kolbe (CD-Archiv)

  • "Loriots Kleiner Opernführer", Diogenes - Spitzer Humor für Opernkenner und -liebhaber.
  • Michael Köhlmeier, "Shakespeare erzählt", Piper - Elf Dramen von William Shakespeare, mitreißend nacherzählt in einem Taschenbuch.

Ulrike Schmitzer (Wissenschaft)

  • T.C. Boyle, "Die Terranauten", Hanser - Wie immer gut recherchiert und spannend in die Zukunft weitergedacht: Wie lebt es sich in der abgeschlossenen Welt der "Ecosphere2"?

Chris Tina Tengel (Musik)

  • John Culshaw, "Ring Resounding", Pimlico - Faszinierende Einblicke und Hintergrundgeschichten zur prominentesten Langspielplatten-Großproduktion der beginnenden Stereo-Ära: der Kompletteinspielung von Richard Wagners "Ring des Nibelungen" mit den Wiener Philharmonikern unter Georg Solti. Autor: der stilbildende Aufnahmeleiter dieser Produktion.
  • Harvey Sachs, "Toscanini - Musician of Conscience", Liverlight Publishing - Druckfrisch: die mit neuen Erkenntnissen angereicherte, vom Autor weiter entwickelte Standard-Biografie des "maestrissimo"- moralische Stärken, menschliche Schwächen, grandioses Musizieren.
  • Gustav Mahler, "In Eile - wie immer!" - Neue unbekannte Briefe herausgegeben von Franz Willnauer, Zsolnay - Intimansichten eines Komponisten, Operndirektors, Privatmanns - und es geht keineswegs immer nur um Alma Mahler!
  • Hansjörg Haas, "Pflanzenschnitt - Das große GU Praxishandbuch", G/U - Ein reich bebildertes Kompendium - die neue "Bibel" für engagierte Gartenfreundinnen und -freunde. Kein Pflanzenschnitt kann mehr scheitern!
  • Wolfgang Palme, "Frisches Gemüse im Winter ernten", Löwenzahn - … denn auch dieser Sommer endet bestimmt wieder!

Ljuba Arnautovic (Aktuelle Kultur)

  • Gusel Jachina, "Suleika öffnet die Augen", aus dem Russischen von Helmut Ettinger, Aufbau - Das Schicksal einer ungebildeten, versklavten Frau, die als Witwe eines Großbauern im Zuge der Entkulakisierung nach Sibirien verschleppt wird. Die neuen Lebensumstände lassen sie fast zwingend zu einer starken, eigenständigen Persönlichkeit werden.
  • Andrej Platonow, "Die Baugrube", aus dem Russischen von Gabriele Leupold, Suhrkamp - Ein Arbeiter beschreibt das Geschehen rund um eine Baustelle in den ersten Jahren nach der sowjetischen Revolution. Er verwendet dafür das "Neusprech" der neuen Herrschaft und macht damit das Ganze erschreckend-tragisch und absurd-lächerlich zugleich.

Robert Heis (Gehört)

  • Mario Puzo, "Der Pate", Fritz Molden - Ein Leseangebot, das Sie nicht ausschlagen können.
  • Alexandre Dumas, "Der Graf von Monte Christo", Aufbau TB - Die Geschichte eines verratenen Mannes, die Liebe, Gerechtigkeit und seiner Rache.

Christa Eder (Leporello)

  • Morten A. Stroksnes, "Das Buch vom Meer ... oder wie zwei Freunde im Schlauchboot ausziehen, um im Nordmeer einen Eishai zu fangen und dafür ein ganzes Jahr brauchen", dva - Zwei Männer auf einer Bootsfahrt der besonderen Art. Das Ziel ist der Vestfjord vor den Lofoten, wo man einen legendenumwobenen Hai zu finden hofft. Auf dem Weg dahin erfährt die Leserin alles, was sie im Innersten schon immer über das Meer, seine Geschichten und seine Mythen wissen wollte.

Ruth Hutsteiner (Wissenschaft)

  • Mark Manson, "The Subtle Art of Not Giving a Fuck", HarperOne - … wenn im Urlaub nicht alles nach Plan läuft.

Rainer Elstner (Musik)

  • Ernst Krenek, "Im Atem der Zeit - Erinnerungen an die Moderne", Autobiografie, übersetzt von Friedrich Saathen, Hoffmann und Campe - In der unverblümt offenherzigen wie elegant geschriebenen Autobiografie des Komponisten erfährt man den Unterschied zwischen "k. k." sowie "k. & k.", liest süffisantes über Alma Mahler ("prächtig aufgetakeltes Schlachtschiff"), bekommt die Stimmung in Wien während und nach dem Ersten Weltkrieg vermittelt und erhascht vieles, was man über das österreichische wie internationale Musikleben des 20. Jahrhunderts schon immer wissen wollte (und nicht zu fragen wagte). Ein leichtfüßig formulierter Wälzer.
  • Peter Frankopan, "Licht aus dem Osten: Eine neue Geschichte der Welt", übersetzt von Michael Bayer und Norbert Juraschitz, Rowohlt - Die Weltgeschichte einmal nicht aus eurozentristischem Blickwinkel erzählt zu bekommen, wirkt befreiend. Das Buch durch Faktenreichtum evoziert frappierende Erkenntnisse über den Grad der Vernetzung der Kulturen dieser Welt.
  • Patti Smith, "Just Kids - Die Geschichte einer Freundschaft", Autobiografie, Kiepenheuer & Witsch - Patti Smith kennt man nicht nur als stilbildende Singer-Songwriterin, sondern auch als belesene, feinfühlige Autorin. Ihre berührend schonungslose Autobiografie "Just Kids" ist auch ein zärtlicher Bericht über ihre Beziehung zu dem Künstler und Fotografen Robert Mapplethorpe. Bonus: Die wie nebenbei eingestreuten Literaturtipps sind eine wahre Fundgrube. Kein Wunder, Patti Smith arbeitete vor ihrer Karriere als Musikerin in einem berühmten Buchgeschäft in New York.

Peter Kislinger (Musik)

  • Anthony Powell, "Ein Tanz zur Musik der Zeit" (bis jetzt sind acht Bände erschienen), Elfenbein - Es ist an der Zeit, den besten Roman in englischer Sprache nach 1945 auch auf Deutsch zu entdecken. Das Werk ist zwischen 1951 und 1975 in zwölf Bänden erschienen. Sie könnten unabhängig voneinander gelesen werden, aber die unvergleichliche Leistung dieses 2001 verstorbenen Autors, die Ironie, die niemanden verschont, auch den sehr zurückhaltenden Erzähler nicht, Powells Fähigkeit, Zeit erfahrbar zu machen und die, unter anderem, raffiniertest erzählte Vierecksgeschichte der mir bekannten Literatur wird erst erkennen, wer die Bände chronologisch liest. Im Herbst erscheint der neunte Band.

Rainer Rosenberg (Punkt eins)

  • Lars Mytting, "Die Birken wissen’s noch", aus dem Norwegischen von Hinrich Schmidt-Henkel, Suhrkamp - Ein Buch, das mit den Meeren im Norden Europas zu tun hat und mit Holz, mit Familientragödien, und der Suche nach einer Familiengeschichte. Das Holz hat es Mytting angetan, "Der Mann und das Holz" - ein Sachbuch - war ein Bestseller, und dass er es mit der Motorsäge nicht nur mit Bäumen aufnimmt sondern auch Verständnis für andere benzingetriebene Geräte hat, zeigt der Roman "Fyksens Tankstelle" aus dem Jahr 2006.