Franziska Kabisch

Mirela Baciak

Franziska Kabisch, Critical Studies

Franziska Kabisch, geboren 1990 in Münster, studiert Critical Studies an der Akademie der bildenden Künste Wien. Sie lebt und arbeitet zwischen Wien und Hamburg, Bildender Kunst und Film, Institutionen und aktivistischen Kontexten, Lust und Krise. In ihrer Praxis interessiert sie sich vor allem für soziolinguistische Fragen, wie dem Verhältnis von Sprechen und Macht, dem Potential von Geheimsprachen und den subversiven Umgang mit Grammatik.

Was ist Kunst?

Mich interessiert weniger, was Kunst ist, sondern wo Kunst ist. Und das ist meist eine soziologische Frage. Es ist nicht schwierig, ein Künstler zu sein, wenn man in diesen Räumen die richtigen Codes kennt und vom Türsteher erkannt wird. Eine sehr gute Freundin von mir hat einmal gesagt: "Die meisten Leute an der Kunsthochschule, die haben ja schon Autor/innenschaft, bevor sie überhaupt irgendetwas gemacht haben."

Wie sind Sie zur Kunst gekommen?

Ich kannte die richtigen Codes und wurde vom Türsteher erkannt. Und erst, als ich drin war, hab ich nach und nach gelernt, die damit zusammenhängenden Ausschlüsse und Machtstrukturen zu sehen. Mittlerweile pendele ich zwischen „drinnen“ und „draußen“. Weswegen mich auch diese Frage viel mehr interessieren würde: Wie sind Sie bei der Kunst geblieben?

Kommt Kunst von müssen, können oder wollen?

Moment, ich muss noch kurz diese eine Email abschicken...

Wo würden Sie am liebsten ausstellen?

An Orten, wo es weniger um das Zur-Schau-Stellen an sich, sondern mehr um eine Auseinandersetzung und einen Austausch geht. Das sind meistens Off-Spaces, WG-Küchen, Freund/innenschaften, Proberäume, etc.

Mit wem würden Sie gerne zusammenarbeiten?

Ich habe bereits das Privileg, mit vielen meiner Freund/innen zusammenarbeiten zu können, in Filmproduktionen, im Theater, in Computerräumen, an Bewerbungen, am Patriarchat und auch an uns selbst. Aber für den Gossip: Mein aktueller Kunst-Crush ist Wu Tsang! I love their work! Wenn Wu mich mal auf eine flotte Zusammenarbeit einladen würde, muss mich unbedingt jemand aus der Ohnmacht holen!

Wie viel Markt verträgt die Kunst?

"Die" Kunst gibt es ja gar nicht. Wenn wir von "der" Kunst sprechen, meinen wir meist schon eine marktbezogene, wettbewerbsorientierte, westliche Kunstproduktion, wo es hauptsächlich um Marken, Produkte und Wertschöpfung geht. Darüber hinaus gibt es aber so viele tolle, andere Kunstpraktiken, ob kollektiv, prozessorientiert, unprofessionell, aktivistisch und/oder alltäglich – die meisten bleiben dem Markt gegenüber unsichtbar. Zum Glück.

Und wie wiel Kunst verträgt der Markt?

Der Markt soll jetzt mal nach Hause gehen. Es wird langsam dunkel und er war lange genug draußen spielen.

Wofür würden Sie Ihr letztes Geld ausgeben?

Für einen Tisch voll mit Essen, zusammen mit anderen.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Wahrscheinlich immer noch am Computer, E-mails schreibend.

Haben Sie einen Plan B?

Ich fürchte ja.

Wann und wo sind Sie das letzte Mal unangenehm aufgefallen?

Wem?

Wollen Sie die Welt verändern?

Früher wollte ich das, ja. Mittlerweile denke ich, dass das ein dummer Gedanke von sehr privilegierten weißen Menschen ist. Ich schätze meine Reichweite ein bisschen kleiner als "die Welt" ein. Und innerhalb dieser Reichweite geht es nicht so sehr darum, etwas zu verändern, sondern die kontinuierlichen Veränderungen zuzulassen. Oder wie Stefanie Sargnagel letztens so schön gesagt hat: "Ich bin zwar größenwahnsinnig, aber so größenwahnsinnig bin ich dann auch wieder nicht."